Sind Sie echt?

Besinnliches zum Karneval

Wer sich in diesen Tagen aus reinem Vergnügen abenteuerlich und phantasievoll verkleidet ist der vielleicht sogar echter als das ganze Jahr hindurch, weil in seiner Verkleidung ein Teil seiner Persönlichkeit auflebt?
Bild von Klarissen Münster.

Wenn ich in den Karnevalstagen etwas in der Stadt zu erledigen habe und durch die Straßen gehe, ist es mir schon mehrmals passiert: Plötzlich bleibt jemand vor mir stehen, schaut mich erstaunt an und fragt ganz direkt: „Sind Sie echt?“ Welch eine Frage! Sind Sie das schon mal gefragt worden? Als Karnevalskostüm brächte mir meine Ordenstracht einen der ersten Preise ein. Meiner „Verkleidung“ würden viele Beifall zollen. Nur: es ist echt, keine Verkleidung.

Wer sich in diesen Tagen aus reinem Vergnügen abenteuerlich und phantasievoll verkleidet, was tut der oder die? Will er (ich meine jedes Mal auch sie) einmal jemand anders sein, andere verwirren durch eine Maske, sein alltägliches Sein verdecken? Will er unecht sein? Oder ist er vielleicht sogar echter als das ganze Jahr hindurch, weil in seiner Verkleidung ein Teil seiner Persönlichkeit auflebt, der im normalen Alltagsleben völlig untergeht und nicht zur Geltung kommt? Vielleicht können die fröhlichen Maskeraden der Faschingszeit uns auch helfen, dem Echten auf die Spur zu kommen.

Als ich das erste Mal gefragt wurde: „Sind Sie echt?“, fühlte ich mich, als wäre ich Teil einer Auslage im Juweliergeschäft. Was echt ist, hat wirklichen Wert. Allerdings hängt der Wert des echten Lebens nicht vom Gehalt an Edelmetall oder Edelsteinen ab, sondern von Gott, der meinen Wert gestiftet hat. Franziskus von Assisi bringt es in einem Satz zusammen: „Was der Mensch vor Gott ist, das ist er, und nicht mehr“ – aber auch nicht weniger!


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