Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
„United by music“ unter diesem Motto findet am Samstag, 11. Mai in Malmö in Schweden der Eurovision Song Contest (ESC) statt. Als bekennender ESC-Fan finde ich es schon faszinierend, wie dieses jährliche Musikspektakel Menschen über alle Grenzen hinweg verbindet. Und in unserer polarisierten Gesellschaft braucht es mehr denn je das Verbindende.
Der ESC findet nicht im luftleeren Raum statt. So sind politische Diskussionen und Streitereien immer auch Thema beim ESC. In diesem Jahr spaltet vor allem die Präsenz Israels. Angesichts des Krieges in Israel/Palästina und der Gräueltaten im Gaza-Streifen fordern manche den Ausschluss der israelischen Sängerin.
Kritik an der Politik des Staates Israel ist legitim, angesichts der verheerenden Situation im Gaza-Streifen halte ich sie für dringend geboten. Proteste gegen die israelische Politik und auch Demonstrationen für einen Ausschluss Israels vom ESC sind in einer Demokratie auf jeden Fall erlaubt. Ich hoffe sehr, dass die Proteste friedlich bleiben.
Schwierig ist es, wenn bei aller Kritik an Israel vergessen wird, welche Rolle der Terror der Hamas spielt. Und schwierig wird es, wenn die Proteste gegen die Politik des Staates Israel umschlagen in antijüdische Stimmung und Antisemitismus. Der Grat dabei ist oft schmal. Aus unserer deutschen Geschichte heraus sind wir da hoffentlich besonders hellhörig.
Einen Ausschluss Israels vom ESC, den es ja nicht geben wird, hätte ich für eine falsche Lösung gehalten, weil er angesichts einer sehr komplexen Lage eine einseitige Schuldzuschreibung impliziert.
Ich würde mir wünschen, dass das Motto des Abends „United by music“ tatsächlich spürbar wird. Ist das naiv? Vielleicht. Noch mehr hoffe ich in aller Naivität, dass es endlich gelingt, für die Menschen im Heiligen / Unheiligen Land Perspektiven zu entwickeln, wie ein friedliches Zusammenleben im Nahen Osten in Gerechtigkeit und Würde für alle möglich wird.
Wie schön wäre es, wenn das friedliche Feiern von Menschen aus der ganzen Welt, ob bei Musik- oder Sportereignissen, ob beim ESC oder bei Olympia, zum Frieden zwischen den Völkern führen würde.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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