Johannes Küpper ofm

Versöhnung wagen

Franziskus und die versöhnende Kraft der Musik

Franziskusstatue im Klostergarten des Franziskanerklosters in Paderborn. Bild Deutsche Franziskanerprovinz

Als Franziskus krank darniederlag hörte er von der heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Bischof und dem Bürgermeister von Assisi. Es bedrückte ihn, dass keiner versuchte den Streit beizulegen. Gerade hatte er den Lobpreis auf die Schöpfung verfasst, da griff er noch mal zur Feder und komponierte folgende Strophe:

„Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.“

Er rief zwei Brüder zu sich und sagte: Geht und singt vor dem Bischof und dem Bürgermeister und den anderen, die bei ihnen sind den Lobpreis der Schöpfung und fügt diese Strophe an. Ich selbst vertraue darauf, dass Gott ihre Herzen verändern wird und sie zur früheren Freundschaft zurückfinden.

Sichtlich berührt von dem Gesang wollte der Bürgermeister dem Bischof verzeihen. Der Bischof aber sagte: „Eigentlich müsste ich demütig sein, doch weil ich von Natur aus zum Zorn neige, bitte ich dich um Verzeihung.“ Und so umarmten sie sich und beendeten den Streit. Die Brüder waren erstaunt, dass alles so gekommen war, wie Franziskus es vorausgesagt hatte.

Zu schön, um wahr zu sein?

Nach einer Auseinandersetzung versuchen wir oft herauszufinden, wer im Recht ist. Was dann folgt sind vergebliche Debatten. Der Gesang der Brüder weckt die Herzen. Anstatt zu sehr in die Vergangenheit zurückzugehen, können auch wir den Blick nach vorne richten:

Laden wir unseren vermeintlichen Feind zum Essen ein, schicken ihm eine humorvolle Postkarte oder gehen wir mit ihm in ein Konzert und nutzen, wie die Brüder, die versöhnende Kraft der Musik. Diese neuen Erfahrungen geben Raum anders über alte Verletzungen zu reden; jetzt aber aus einem Abstand heraus.


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