Am Anfang stand ein gemeinsamer Traum
Sr. Sylvia Fernande Soamanato FMND bei einem Statement vor der UN-Arbeits- gruppe zu Formen moderner Sklaverei
Der erste Samen, aus dem später Franciscans International entstand, wurde 1982 gesät: Eine Schwester aus den USA und ein Bruder aus Malta erahnten, welches Potenzial darin liegen könnte, wenn die Franziskanische Familie eine Stimme bei den Vereinten Nationen (UN) hätte. Neben der wichtigen täglichen Arbeit, der Not der Menschen an der Basis mit Pflastern, Reissäcken und seelischem Zuspruch zu begegnen, stand die Idee, ungerechte Strukturen direkt auf oberster internationaler Ebene bekannt zu machen und zu bekämpfen. Damit knüpften sie an die gute Tradition des Ordensvaters Franziskus an, der selbst schon im Mittelalter einen Brief an die Mächtigen der Welt verfasst hatte, um diesen ungefragt Rat von unten zu erteilen.
Die beiden franziskanischen Geschwister träumten gemeinsam von einer Nichtregierungsorganisation (NGO), die wichtiger Ratgeber bei Entscheidungsprozessen in der UN wäre. So trugen sie ihre Idee den jeweiligen Kommissionen der verschiedenen Ordenszweige für Gerechtigkeit und Frieden in Rom vor und stießen sofort auf große Begeisterung. Schnell erwuchs daraus ein Projekt der Ordensleitungen, und eine Arbeitsgruppe formulierte die drei wichtigsten Visionen, die bis heute dem Auftrag zugrunde liegen:
- das Bewusstsein zu schaffen, dass alle Schöpfung untrennbar verbunden ist und der Schutz des Menschen und der Umwelt Hand in Hand gehen,
- werben für den Frieden,
- den Armen der Welt eine Stimme geben.
Nach sieben Jahren der Planung und Abstimmung innerhalb der franziskanischen Ordensfamilie war es dann endlich so weit: Im Jahr 1989 wurde FI bei den Vereinten Nationen akkreditiert.
Nachdem ein Büro in New York eröffnet, die finanzielle Basisausstattung gesichert und die organisatorische Grundstruktur geschaffen waren, gelang es FI, den höchsten Status zugesprochen zu bekommen, den eine NGO bei den Vereinten Nationen erreichen kann und der nicht oft vergeben wird: den »Generellen Beraterstatus der ersten Kategorie«. Dadurch ist es FI seither möglich, an allen Ratsversammlungen der UN teilzunehmen und schriftlich wie mündlich Eingaben zu machen. FI ist präsent bei einigen UN-Weltkonferenzen, in Kommissionen und Ausschüssen sowie als Beraterin von Staaten und UN-Sekretariaten.
FI ist zudem informelle Beraterin im UN-Sicherheitsrat, dem höchsten Gremium der Vereinten Nationen. Die dortigen Gespräche finden hinter verschlossenen Türen statt, ohne Protokoll und Aufzeichnung.
Dass sich diese NGO als vertrauenswürdige und gern gesuchte Ratgeberin etabliert hat, liegt nicht zuletzt an dem besonderen Charisma der franziskanischen Ordensgemeinschaften.
Sie haben nämlich nicht nur ein Schwerpunktthema wie andere NGOs, die häufig ausschließlich und gezielt Fachthemen wie zum Beispiel die Korruptionsbekämpfung in Afrika, den Schutz der Regenwälder in Sumatra oder die Verteidigung der journalistischen Freiheit in Russland bedienen. FI dagegen ist sehr viel breiter aufgestellt und in vielen sich ergänzenden und zusammenhängenden Arbeitsfeldern tätig: friedenspolitisch, interreligiös, sozial- und umweltpolitisch.
Die franziskanische Familie ist ein globales Netzwerk
Sr. Denise Boyle, irische Franziskanerin, war lange Jahre Geschäftsführende Direktorin von Franciscans International mit Hauptsitz in Genf. Die Nachfolgerinnen und Nachfolger des heiligen Franziskus haben keine politischen Machtambitionen. Sie verstehen sich als Anwalt der Armen und Ausgeschlossenen, und ihr Armutsgelübde schützt sie vor der Verfolgung eigener finanzieller Interessen.
Die Franziskanische Familie ist ein »Global Player«. Weltweit verfügt sie mit den drei großen Brüderorden, den Klarissen, den verschiedenen Gemeinschaften der Franziskanerinnen und engagierten Laien des Dritten Ordens über ein riesiges Netzwerk von Menschen in allen Ländern der Erde. Im Gegensatz zu den UN-Inspektoren sind sie dabei nicht nur Besucher und Beobachterinnen. Einheimische Schwestern und Brüder leben mit und unter den Menschen, sie sind dort aufgewachsen als Teil des jeweiligen Volkes und seiner Kultur.
1997 wurden die Arbeitsmöglichkeiten von FI durch die Eröffnung eines zweiten Büros in Genf (Schweiz) erheblich erweitert, da dort vor allem UN-Sonderorganisationen aus dem sozialen, kulturellen und humanitären Bereich ihren Sitz haben. Heute hat FI aufgrund ihres hohen Status die Möglichkeit, Themen auf ein internationales Level zu heben, wenn eine Lösung auf kommunaler, regionaler oder nationaler Ebene nicht vorankommt. Dabei geht es immer um Bewusstseinsbildung.
FI informiert Schwestern und Brüder in den einzelnen Staaten über ihre Rechte und darüber, wie sie für diese Rechte einstehen und Verstöße und Menschenrechtsverletzungen international zu Gehör bringen können.
Seit 2008 hat sich die Universal Periodic Review (UPR) zum wichtigsten Instrument in der internationalen Menschenrechtsarbeit entwickelt. Alle vier Jahre wird dabei jedes Land nach seinen Menschenrechtsstandards befragt. Aber nicht nur die Selbsteinschätzung der Regierungen spielt dabei eine Rolle, sondern auch die Berichte von NGOs fließen in den Bericht ein.
Zur Person: Markus Heinze OFM
Markus Heinze ist als Sohn eines Stadtbeamten in der Franziskanerpfarrei St. Bonifatius in Mannheim aufgewachsen und kam so schon als Kind und Jugendlicher mit den Franziskanern in Berührung. Nach seinem Abitur trat er dem Orden bei mit dem Wunsch, Priester und Seelsorger zu werden und in der Pastoral zu arbeiten. Während seines Theologiestudiums in Freiburg kam Markus zum ersten Mal mit der Bewegung der Arbeiterpriester in Berührung und entdeckte im Engagement für soziale Gerechtigkeit seine Berufung.
Markus wollte keine Respektsperson sein, sondern anderen Respekt und Würde schenken. Er wollte den Alltag mit den Menschen teilen und nicht Chef sein in einer hierarchischen, elitären Struktur.
Nach seiner Priesterweihe und der dreijährigen Kaplanszeit in Salmünster gründete Markus mit einigen Brüdern eine Fraternität in Frankfurt. Sie wollten in einer kleinen Wohnung in einer Hochhaussiedlung mit Arbeiterfamilien und Immigranten das Leben teilen. Zu Anfang arbeitete Markus dort als Postbote und baute das Angebot der Hausaufgabenhilfe auf, welches dann zwanzig Jahre lang zu seinem zentralen Lebensinhalt werden sollte.
Schon während seiner Studienzeit arbeitete Bruder Markus in der Arbeitsgemeinschaft der Franziskaner für »Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung« mit. Durch sein entschiedenes Engagement gegen Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung erwarb er sich – auch bei einigen seiner Mitbrüder – rasch den Ruf eines unbequemen Störenfrieds. Doch seine Konsequenz, Authentizität und seine gut geplanten und durchgeführten Aktionen führten auch innerhalb des Ordens zu einer wachsenden Anerkennung und Wertschätzung.
Und so wurde Bruder Markus 2002 vom Ordensgeneral der Franziskaner in Rom in den Vorstand von Franciscans International berufen. Diese Aufgabe erfüllte er noch von Frankfurt aus sechs Jahre lang und war mitbeteiligt an der mittlerweile notwendig gewordenen Neustrukturierung der Arbeit von FI.
Im September 2010 ist Markus in die Schweiz umgezogen, um sich nun als Büroleiter in Genf voll und ganz der Menschenrechtsarbeit zu widmen.
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