07.06.2024 Bruder Thomas Abrell

Zamanand

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Thomas Abrell

„Zamanand“** hieß es am vergangenen Wochenende in München. Odeonsplatz und Ludwigstraße standen ganz im Zeichen von Europa. Eine Woche vor der Europawahl wurde für die Staatengemeinschaft und für die Wahlen geworben. Dabei wurden auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit thematisiert.

Nicht weit davon strömte die Isar und überflutete Kiesbänke und Liegewiesen. München kam bei diesem Hochwasser glimpflich davon. Für andere Regionen wurde das Hochwasser zur Katastrophe.

Dabei zeigten sich zwei Gesichter unserer Gesellschaft. Das eine war die Leistung der vielen Helferinnen und Helfer, die bis zur Erschöpfung gegen die Fluten kämpften und versuchten Menschen und deren Hab und Gut zu schützen. Große Solidarität war erlebbar, Menschen, die für andere ihre Zeit opferten und sich dabei selbst in Gefahr brachten.

Das andere Gesicht zeigte sich in Gestalt von Kommentaren, die die Geschädigten allein für ihr Schicksal verantwortlich machten. Solidarität klingt anders. Sie geht sogar über die konkrete Hilfe hinaus. Lange genug wird vor den Klimaveränderungen gewarnt und ein Umdenken gefordert. Aber wenn es dann an die eigenen Möglichkeiten geht, dann sind die Grenzen der Solidarität oft schnell erreicht. Tempolimit, Verzicht auf unnötige Fahrten, wären bereits hilfreiche Beiträge zum Klimaschutz und sie zeigten Wirkung.

Mir scheint, dass der Gedanke „nach mir die Sintflut“ viel verbreiteter ist, als oft vermutet. Welch eigenartiger Gedanke angesichts der Wassermassen in den letzten Tagen. Zukunft haben wir, hat unsere Erde nur, wenn alle solidarisch die jeweils eigenen Möglichkeiten nützen und dabei nicht erst darauf warten, bis alle bereit sind mitzumachen.

** Zamanand = Bayerisch anmutendes Fantasiewort für „zusammen und gemeinschaftlich“. Straßenfestival in München.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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