Basilika Vierzehnheiligen | Nr. 50 / 26. Jhrg. 2019/1

3 Ich las in der Zeitung folgende Begebenheit: Ein Mann, durch multiple Sklerose an den Rollstuhl gefesselt, wollte Ende Oktober 2018 in einen Pariser Linienbus steigen. Doch die anderen Fahrgäste machten ihm keinen Platz. Der Busfah- rer bekam das mit und reagierte eindrucksvoll: Er stand auf und rief in den Bus: „Endstation! Alle aussteigen!“ Damit schmiss er kurzerhand alle Passagiere aus dem Bus! Dann lud er den Rollstuhlfahrer ein: „Steigen Sie ein. Die ande- ren können auf den nächsten Bus warten.“ Auf die Beschwerden der rausgeschmissenen Passa- giere, reagierte der Busfahrer nüchtern: „Jeder könnte eines Tages einen Rollstuhl brauchen.“ Diese Szene führt eindrucksvoll vor Augen, wel- che Probleme Menschen mit Behinderung haben können – und wie couragiertes Handeln hilft, Barrieren zu überwinden. Wenn ich in den vergangenen Jahren gesehen habe, wie mühsam und holprig der Weg für Roll- stuhlfahrer über den Basilikaplatz war, hat mich das berührt. Noch schwieriger war es für die Nutzer von Rollatoren. Das holprige Pflaster ließ sie kaum von der Stelle kommen. Das ist jetzt anders – auch dank dem Staatlichen Bauamt und der Regierung von Oberfranken: ein barrierefreier Weg führt schon seit mehreren Jahren von der Straße zur Basilika, jetzt führt neu die Verlängerung dieses Weges von der Basilika zur Toilette. Dadurch ist uns auf dem Basilikaplatz ein wei- terer Schritt zur Inklusion gelungen. Inklusion will ja Menschen mit Behinderungen den selbstverständlichen Zugang zu allen Lebensbereichen erschließen. So ist der Weg in die Basilika und auch an den „stillen Ort“ nun allen zugänglich, auf Füßen, auf Rädern, mit Hilfe von Rollatorrädern. Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema – über behindertengerechte Wege hinaus. In der Basi- lika ist der Weg schon seit langem akustisch barrierefrei, denn schon seit Jahren befindet sich unter den beiden vorderen Bankblocks (bis zum Quergang) im Boden eine Übertragungsschleife für Gehörgeschädigte. Und jetzt ist die große Freitreppe am Hauptportal freundlicher gestal- tet. Eine Treppe ist und bleibt eine Treppe. Aber zwei Geländer, die im Dezember angebracht wurden, erleichtern nun auch älteren Menschen mit Gehbeschwerden diesen Weg in die Basilika. Barrierefreiheit – das ist auch ein wichtiges Stich- wort in unserer Gesellschaft, in der Kirche und zwischen den Kirchen. Überall gibt es Barrieren, die überwunden werden wollen. Der Artikel „Einheit in Vielfalt“ beschäftigt sich damit. Der Nothelfer Christophorus nahm dem Fluss den Barrierecharakter – er half den Menschen und dem Jesuskind über den Fluss. Und ich hoffe, das viele mitwirken an einem barrierefreien Miteinander zwischen den Menschen, denn die meisten Barrieren zwischen den Menschen sind menschengemacht! Wenn man manchmal so gar nicht glücklich ist über Barrieren, die trotz allem zwischen uns Menschen stehen, hilft der Humor, diese Lebens- kunst zwischen „Lachen und Weinen“. In der Reihe der Vorstellung von Wallfahrten ist in diesem Heft die Fußwallfahrt von Estenfeld „Lob und Preis“ an der Reihe. Auf barrierefreien Wegen kann der Mensch laufen. Dazu lädt auch das Motto unseres Wall- fahrtsjahrs 2019 ein, formuliert mit Worten des hl. Augustinus: „Lauft nur, ich werde euch tragen, euch hinführen bis ans Ziel“ Allen Wallfahrern des Jahres 2019 an dieser Stelle ein herzliches Willkommen! Ich wünsche Ihnen einen barrierefreien Start in das und einen barrierefreien Weg durch das neue Jahr 2019! P. Heribert Arens Rektor der Basilika G rüss G ott !

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