Basilika Vierzehnheiligen | Nr. 51 / 26. Jhrg. 2019/2

4 Mancher Bewohner des Gottesgartens wird sich am vergangenen Freitag (26. 04.), 15.30 Uhr, gewundert haben, dass für 20 Minuten alle Glo- cken der Basilika läuteten. Sie haben ihre „neuen Geschwister“ begrüßt: zur gleichen Zeit begann in Neunkirchen/Baden bei der Gießerei Bachert der Guss der neuen Basilikaglocken. Diese „Gleichzeitigkeit“ haben sich die beiden Basi- likamesner Tobias Hartmann und Daniel Reitz ausgedacht, der eine in Neunkirchen, der andere in Vierzehnheiligen – die Gleichzeitigkeit ist im Zeitalter des Smartphones ja kein Problem mehr. „Allmächtiger Gott, segne dieses flüssige Metall, das für den Guss der Glocken bestimmt ist. Leite seine feurigen Ströme und schenke unseren Mühen Erfolg. Gib, dass die neuen Glocken deinen Namen verherrlichen.“ So hieß es in dem Gebet, das P. Heribert vor dem fauchenden Ofen und den vorbereiteten Bahnen für die glühende Bronze in der Glockengießerei Bachert in Neunkirchen/ Baden betete. Faszinierte Blicke der Teilnehmenden, darun- ter 25 aus dem Gottesgarten, schauten auf den riesigen schwarzen Kessel, in dem die glühende Bronze brodelte, und auf Meister Albert Bachert, der mit seinen Männern, bekleidet mit Schutz- mänteln und –helmen, auf dem Sandhügel stand, in den die Gussformen eingegraben waren. Und dann kam der Moment, der manchem der Teilnehmer Tränen in die Augen trieb, und fast allen eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ: Der Kessel wurde angestochen – und die glühende Bronze floss in die vorbereiteten Kanä- le auf dem Sandhügel. Es zischte und sprühte, und die Augen der faszinierten Zuschauer starrten wie gebannt auf die Bahnen, in denen die Gießer das glühende Metall zu den einzelnen Formen leiteten. Abgeschlossen wurde der Guss mit einem Für- bittgebet für die Mitarbeiter der Gießerei, für die, die den Guss der Glocken an den verschie- denen Orten fördern, und für alle die, die der Klang dieser Glocken erreichen wird – und mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich.“. Im Anschluss an den Guss erklärte Christiane Bachert, die Frau des Meisters, an einem Modell, wie die Form für den Guss über die Bearbeitung der „falschen Glocke“ Schritt für Schritt ent- steht. Die Vierzehnheiligener Gruppe traf sich dann mit Frau Rosemarie Vollmer, der Künstle- rin, die die Glocken gestaltet hat. Sie erklärte, wie sie die Namen und Aufschriften der Glo- cken – entstanden im Zusammenwirken von Kirchenverwaltung, Basilikaorganist Georg Hagel und dem deutschlandweit bekannten Glocken- sachverständigen Dr. Claus Peter – graphisch gestaltet und bebildert hat. „Für mich war es eine Ehre, die Glocken für die berühmte Basilika Vier- zehnheiligen gestalten zu dürfen!“, sagte Frau Vollmer, und man merkte ihr ihre Freude an. Was die Teilnehmer besonders interessierte, war die Frage, wie es möglich ist, die Gestaltung auf die Glocke zu bringen. Hoch interessant zu erfahren, wie zunächst die „falsche Glocke“ künstlerisch bearbeitet wird, aus der später der Hohlraum für die zu gießende Glocke wird. Wenn die Glocken gegossen und in der Basilika ausgestellt sind, kön- nen alle das Werk von Frau Vollmer bewundern. Dann machten sich die 25 Teilnehmer wieder auf den Heimweg, unter ihnen auch Bürgermeister Jürgen Kohmann mit seiner Frau, der es sich nicht hatte nehmen lassen, an diesem historischen Ereignis teilzunehmen. Und ein historisches Ereignis war das allemal: Die Teilnehmer waren sich bewusst, dass die soeben gegossenen Glocken alle Anwesenden um Jahrhunderte überleben werden. G uss der neuen G locken für V ierzehnheiligen

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