Basilika Vierzehnheiligen | Nr. 52 / 27. Jhrg. 2020/1

G rüss G ott ! 3 Noch einmal schreibe ich „Grüß Gott“. Es ist das 19. Mal seit meiner Ankunft in Vierzehnheiligen am 20. November 2010. Und es ist das letzte Mal. Nach 9 Jahren als Guardian des Franziskanerklo- sters, Rektor der Basilika und Verantwortlicher für die Wallfahrt, nehme ich im Januar Abschied. Ich blicke zurück auf neun erfüllte und für mich reiche Jahre. Ich durfte an diesem eindrucksvollen Ort leben und wirken, den ganz offensichtlich der Herrgott besonders ins Herz geschlossen hat. Ja, Vier- zehnheiligen ist wirklich ein Gnadenort. Viele Menschen, die nach hier pilgern, erleben es von Besuch zu Besuch neu. Hier geschehen keine spektakulären Wunder, aber täglich werden Menschen hier ermutigt und gestärkt durch das feste Vertrauen, dass Gott – auch in den Nothel- fern – an ihrer Seite ist. Besonders beeindruckt hat mich, dass die Mitte unserer Basilika das Jesuskind, das Kind von Bethlehem, ist. In diesem Kind ist – mit Worten des Apostels Paulus – „die Güte und die Menschenliebe Gottes unseres Ret- ters erschienen“. Das habe ich in all den Jahren als besonderen Auf- trag hier an diesem Wallfahrtsort empfunden: die Menschenfreundlichkeit Gottes täglich zu medi- tieren – und sie auf die Menschen, die diesen Ort aufsuchen, auszustrahlen. Für den priesterlichen Dienst, gleich ob hier in Vierzehnheiligen oder künftig in Dorsten, gelten für mich zwei Grund- bedingungen: 1. Du musst Gott lieben, und 2. Du musst die Menschen lieben – alle, ohne irgend- welche Unterschiede! Das habe ich versucht, in diesen 9 Jahren zu leben. Ich freue mich, dass meine Zeit hier noch gekrönt worden ist durch den Abschluss des Glockenpro- jektes am Christkönigssonntag. In diesem Heft stellen wir Ihnen das erneuerte und erweiterte Geläut vor. An der Klosterpforte können Sie auch eine Festschrift erwerben, die wir anlässlich der erneuerten Läuteanlage erstellt haben. Und nun gebe ich meine Verantwortung in andere Hände. Ich bin überzeugt, das Vierzehn- heiligen bei P. Dietmar in sehr guten Händen ist. Ich freu mich, dass er mein Nachfolger ist – auch ein Westfale, ein Sauerländer, dessen Geburtsort Brilon nur 70 Kilometer von meinem Geburtsort Werl entfernt ist. Ich breche auf nach Dorsten in Nordrhein-West- falen, am nördlichen Rand des Ruhrgebiets und am südlichen des Münsterlands. Dort haben wir Franziskaner ein Kloster mitten in der Fußgän- gerzone. Das wird künftig meine Heimat sein. „Gehen Sie jetzt in den Ruhestand?“, wurde ich in den letzten Tagen des Öfteren gefragt. Meine Antwort war immer: Das Wort ist mir fremd. Das kennen wir Franziskaner so nicht. Aber ich gehe in einen „ruhigeren Stand“, wo ich mit 78 Lebensjahren das tun darf, was ich gerne tue – dazu gehört auch: Mitarbeiten in den Aufgaben des Klosters. Ihnen, den Franken und besonders den Bewoh- nern des Obermain, sage ich „Ade!“. Ich war gern, wirklich sehr gern, hier bei Ihnen, ich habe Sie ins Herz geschlossen – und darin behalten Sie auch einen wichtigen Platz, wenn Dorsten meine neue Heimat wird. Behüt‘ Sie Gott! P. Heribert Arens ofm Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne Hermann Hesse

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