Basilika Vierzehnheiligen | Nr. 56 / 29. Jhrg. 2022/1

5 Eine Gedenktafel in der Wall- fahrtskirche im Seitenschiff links vom Gnadenaltar erinnert an die Erhebung zur Basilika vor 125 Jahren und ordnet sie zeitlich ein, indem sie folgende Akteure benennt: Papst Leo XIII. (1878-1903), Mitglied im franziskanischen Dritten Orden, fühlte sich den Franziskanern sehr verbunden und verfügte in einem Schreiben die päpstliche Auszeichnung der Basilika in Vierzehnheiligen. König Otto I. von Bayern (1886-1916) war nur Schattenkönig und aufgrund einer psychischen Erkrankung regierungsunfähig. Die Amtsgeschäfte führte für ihn daher sein Onkel, Prinzregent Luit- pold (1886-1912). Der Bamberger Erzbischof Dr. Joseph von Schork (1890 bis 1905) unterstützte die Franziskaner beim Anliegen, die Wallfahrts- kirche zur Basilika zu erheben. Im Jahr des Herrn 1897 fand die Erhebung der Wallfahrtskirche zur Basilika statt. Das päpst- liche Breve ist auf den 02.09.1897 datiert. Beim Vierzehnheiligenfest am 08.05.1898 wurde diese päpstliche Ehrung offiziell ver- kündet und gefeiert. Die Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen ist so etwas wie die Mutter aller Basiliken in Deutschland und im deutschen Sprach- raum. Wer behauptet, dass sie die älteste Basilika in Deutschland ist, hat allerdings nur bedingt recht. Denn Papst Leo XIII. hatte am 02.09.1897 durch ein päpstliches Breve (einen kurzen Brief) die Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen mit dem Ehrentitel „Basilica minor“ ausgezeichnet. Bereits 1892, also 5 Jahre früher, wurde die Kirche zu Unserer Lieben Frau in Mari- enthal bei Haguenau im Elsass (Erzbistum Straßburg) ebenfalls von Papst Leo XIII. zur „Basilica minor“ erhoben. Damals gehörte das Elsass zu Deutschland, heute liegt es und die 1. deutsche Basilika in Frankreich. Den Titel einer „Basilica minor“ erhalten überall auf der Welt herausragende Wallfahrts- und Klosterkirchen. Im Erzbistum Bamberg sind es der Bamberger Dom (seit 1923) und die franzis- kanischen Wallfahrtskirchen in Gößweinstein (seit 1948) und Marienweiher (seit 1993). Wie kames dazu, dass ausgerech- net die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen als eine der ersten Kirchen außerhalb von Rom die päpstliche Auszeichnung einer „Basilica minor“ erhielt? Dem Schriftwechsel zwischen dem dama- ligen Superior des Klosters P. Johannes Capistran Ullrich und dem Erzbischof Joseph von Schork aus den Jahren 1896/97 lässt sich entnehmen, dass neben der kunsthisto- rischen Bedeutung der Kirche die seit 450 Jahren gepflegte Wallfahrtstradition, die für den Gnadenort gewährten Ablässe aus Rom und die zahlreich bezeugten wunderbaren Gebetserhörungen die entscheidenden Argumente waren, die letztlich den Papst überzeugten, unserer Wallfahrtskirche den Titel einer Basilika zu verleihen. P. Maximilian Wagner W as ist eine B asilika ? U nd warum bekam V ierzehnheiligen diesen T itel ?

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