Im Land des Herrn | 75. Jahrgang | 2021 - 2

4 2/2021 ierzig Tage nach Ostern, dem wichtigsten Fest der Christenheit, wird in den Kir­ chen der Himmelfahrt Christi („Ascensio Domini“) gedacht. Über die Himmelfahrt Christi berichtet der Evangelist Lukas in der Apostel­ geschichte (Apg 1,1–14) und in seinem Evange­ lium (Lk 24,50–53). In katholischen Kirchen wurde und wird noch zum Teil die Himmelfahrt Christi als kleines Schauspiel aufgeführt. Eine Christusfigur wird unter dem Gesang der Gläu­ bigen an einem Seil zum Kirchengewölbe hinauf­ gezogen und verschwindet durch das sogenannte „Heilig-Geist-Loch“. Im Volksmund heißt dieses Fest „Auffahrttag“. Dieser Brauch ist seit dem 13. Jahrhundert vor allem in Süddeutschland, Österreich und in den katholischen Teilen der Schweiz bekannt. Damit sollte dem einfachen Kirchenvolk ganz sinnenfällig das Geheimnis der Himmelfahrt Christi vor Augen gestellt werden. Aus dem Kollegiatstift St. Kastulus in Moosburg ist sogar ein liturgisches Spiel mit Dialogen und Gesängen aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Wie das Fest Christi Himmelfahrt im Heiligen Land im 18. Jahrhundert begangen wurde, schil­ dert uns der bescheidene Franziskanerbruder Joseph Schwaiberger in seiner Handschrift im 12. Kapitel des 4. Teils (Seiten 453 bis 462). Über sein Leben und seine Reise ins Heilige Land haben wir bereits berichtet (Im Land des Herrn 74. Jahrgang [2020], Heft 4, S. 6–14 und 75. Jahrgang [2021], Heft 1, S. 29–38). Joseph Schwaiberger wurde 1670 in Freising geboren. Er wurde im September 1693 in Landshut „in den heiligen Orden eingekleidet“ und konnte 1694 in München die feierliche Profess ablegen. Sein sehnlichster Wunsch, ins Heilige Land zu pilgern, erfüllte sich, als er Anfang Februar 1724 über Assisi und Rom ins Heilige Land aufbrach. Ende November 1727 war er dann wieder daheim in München. Hier schrieb er seine Erlebnisse und Eindrücke 1730 nieder. Die stattliche Hand­ schrift mit dem Titel „Geistliches Angedenken…“ umfasst 747 Seiten und wird heute in der Baye­ rischen Staatsbibliothek München unter der Signatur Cgm. 2968 aufbewahrt. Bruder Joseph Schwaiberger starb am 21. November 1747 im Alter von 77 Jahren im Franziskaner-Kloster in München. Die Feier der Himmelfahrt Christi Schon am Vorabend des Festes kamen die Fran­ ziskaner und Pilger aus der näheren und wei­ teren Umgebung und aus Europa zum Ort der Wie der Franziskanerbruder Joseph Schwaiberger vor vierhundert Jahren das Fest Christi-Himmelfahrt in Jerusalem erlebt hat Rudolf Goerge V

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