Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 1

1/2022 11 Verkündigung (25. März) 1881 erhielt er die Ton- sur und die NiederenWeihen (Ostiariat, Lektorat, Akolythat). Allerdings war Strobl niemals Novize der Steyler Missionare und hat somit auch keine Ordensgelübde abgelegt. Was ihn bewogen hat, am 27. Mai 1881 Steyl zu verlassen und in Salz- burg in die Tiroler Franziskanerprovinz einzu- treten, wissen wir nicht. Bereits am 25. August 1881 wurde er durch P. Magnus Perkolt eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Erhard. Die Zeitliche Profess erfolgte in Salzburg am 25. August 1882 durch P. Michael Erhardt und die Feierliche Profess in Bozen am 3. April 1886 durch P. Joachim Schrof- fenegger. Wenige Tage später, am 11. April, erhielt er die Subdiakonatsweihe und am 26. April die Diakonatsweihe in Brixen durch den Fürstbi- schof Simon Aicher (1884–1904), der ihn am 27. April 1886 zum Priester weihte. Die Primizfeier am 2. Mai 1886 gestaltete sich zu einem großartigen Ereignis für die ganze Stadt Freising. Aber „wegen eines Halsübels war es dem Herrn Primizianten leider versagt, ein feierliches Hochamt zu singen.“ Dafür assistierte ihm bei der stillen Messe der Regens Dr. Georg Gundlach, und der tüchtige Musiklehrer Heinrich Land- grebe gestaltete mit dem Chor den feierlichen Gottesdienst. Die Festpredigt hielt der Präfekt des Erzbischöflichen Knabenseminars, Simon Spannbrucker. Als Missionar in China Ein paar Monate blieb P. Erhard in seiner Hei- matstadt und ging dann nach Rom, um sich dort mit einem belgischen Mitbruder einem sechswöchigen Missionsexamen an der Pro- paganda Fidei zu unterziehen. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Ägypten und Palästina ging es durch den Suezkanal endgültig nach China. Mit dem französischen Messagerie-Maritimes- Dampfer „Ava“ führte die gefährliche Schiffs­ reise durch die Straße von Formosa nach Shang- hai, wo Pater Erhard am 16. April 1888 landete. Nach weiteren gefährlichen Reisen auf dem Jangtsekiang erreichte P. Erhard sein erstes Mis- sionsziel: Hengchow in der Provinz Hunan. Im Herbst 1891 begleitete er Monsignore De Marchi als Secretarius Synodalis zur Dritten Regional- synode, die vom 31. Oktober bis zum 22. Novem- ber, in der Residenz des Apostolischen Vikars von Shensi, P. Amato Pagnucci OFM, in Tung- Yuan-Fang stattfand. Nach Ende der Synode begab sich P. Erhard mit seinem englischen Mit- bruder P. Hugo nach Singanfu, der Hauptstadt der Provinz Shensi. Hier besichtigten die beiden die berühmte, fast drei Meter hohe nestoriani- sche Stele von 781 n. Chr. Sie berichtet in chine- sischer und syrischer Sprache, dass die christli- che-nestorianische Kirche im Jahr 635 durch den chinesischen Kaiser Taizong anerkannt wor- den sei. Die beiden Patres fertigten von diesem ersten christlichen Zeugnis in China einen voll- ständigen Abklatsch an. Hilfen aus Freising und reiche Geschenke aus China Die Freisinger Bevölkerung hielt zu ihrem Mis- sionar engen Kontakt. Immer wieder schickten die Gönner Geldspenden und Geschenke. Für die Ausstattung einer neuen Kirche sandten sie 1895 drei Kisten nach China. Darin befanden sich verschiedene Paramente und ein Kelch, eine Glocke, ein Turmkreuz, ein Glasgemälde der Glasmaler Peter Hartwein und Anton Ostermann und ein Hochaltar samt einem Altarbild mit den Heiligen Drei Königen von dem bekannten Maler Adalbert Kromer. Im Gegenzug sammelte unser Freisinger Mis- sionar chinesische Alltagsgegenstände wie Käm- me, Frauenschuhe, Schreibpinsel, Tuschsteine, Siegelstöcke und anderes, aber auch Musikinst- rumente, Waffen, antike Terrakotta-Vasen, Bron- zeplastiken, Porzellan-Vasen, eine chinesische Münzsammlung, zahlreiche Fotografien und sehr viele chinesische Bücher, die zum Teil in Missionsdruckereien hergestellt waren. All dies schickte er in großen Kisten nach Freising. Ein Teil der Gegenstände sollte an die Stadt Frei- sing und das 1890 neu gegründete Heimat- Weihnachten in Betlehem Weihnachten in Betlehem

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