Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 1

1/2022 9 Dom Köln Dom Köln Dom Köln, Chorraum mit dem Dreikönigsschrein  © Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk der Gegenseite der Kameo mit der Apotheose des Kaisers Augustus, unter dessen Herrschaft der Erlöser geboren wurde, „als Friede war auf der ganzenWelt“. Zur Gruppe der Heiligen Drei Könige gesellt sich Kaiser Otto IV. mit der Tonsur eines Kleri- kers und einem offenen Kästchen in der Hand. Die demütig-fromme Darstellung ist zugleich hochpolitisch. Denn die deutschen Kaiser und Könige pflegten nach ihrer Krönung im Dom zu Aachen in den Kölner Dom zu pilgern, um es den Magiern aus dem Morgenland gleichzutun und Christus, dem Herrn, ihre Gaben darzubrin- gen. Und indem der ihre Geschenke annimmt, bestätigt sie der Herr der Welt in ihrem Amt und Anspruch, so der bestechende Gedanke der Reichstheologie jener Zeit. König ist man eben nicht durch den Willen des Volkes, son- dern durch den Willen Gottes und seine Gnade. Und wenn die eigenen Ansprüche wackeln und Nebenbuhler auftreten, ist es wichtig, die eige- ne Legitimität zu unterstreichen. Die geöffnete Geschenkbox zeigt: Die Gabe wurde angenom- men, Gott selbst bestätigt den Anspruch des Herrschers. So bezeugt der Dreikönigsschrein bis heute: Gott und Mensch, Macht und Armut, Glaube und Leben, Kirche undWelt sind in der Mensch- werdung Gottes für immer auf neue, ungeahnte Weise verbunden. Wer dem Stern folgt, macht die Erfahrung, dass der Himmel die Erde wirklich berührt und verwandelt.

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