Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 3

34 3/2022 schen schreien. Bei einer Tasse Tee versucht die Familie, sich wieder zu beruhigen. So vergeht der Sonntag bei Antons, zwischen Erinnerungen und Fluchtträumen. Zurück zur Kirche. Der Vorplatz ist immer noch sehr belebt. Die Pfadfinderblaskapelle beendet ihre Darbietung, die Kinder spielen mit einer Wasserflasche Fußball. Im Innenraum nehmen andere an einem Liturgiekurs einer Ordens- schwester teil. Weiter hinten kümmern sich Missionarinnen der Nächstenliebe, die der von Mutter Teresa gegründete Ordensgemeinschaft angehören, in makellosen und perfekt ausgestat- teten Räumen um etwa 30 behinderte Kinder – eine Friedensblase in einer christlichen Blase. Die Sonne geht unter, langsam kehrt Ruhe in die Stadt zurück. Plötzlich stürzt der junge Seminarist Abdal- lah herbei und eilt zu den Kindern, als wäre ihr Leben bedroht. „Schnell, beeilt euch!“ Einen Augenblick lang ist man besorgt. Ist ein neu- er Krieg ausgebrochen? Oder wurde eine Aus- gangssperre verhängt? Nein, es geht um etwas vielleicht Wichtigeres: „Schneller! Der Classico, der Classico!“ Heute Abend spielt Real Madrid gegen den FC Barcelona. Das Pfarrzentrum, das von Stromausfällen verschont bleibt, zeigt das Spiel mit seinem Beamer. Der Saal hallt von den Anfeuerungsrufen der Zuschauer wider. Eine Ordensschwester hat sich unauffällig unter die Zuschauer gemischt. Diesmal dürfen die Kinder toben. Ein Ort des Lebens Di e Kape l l e der Pf adf inder de s St amme s St. Joseph in Gaza besteht aus Jungen und Mäd- chen, Katholiken und Orthodoxen. Sie unterneh- men viele Aktivitäten, so musizieren sie gemein- sam. Letzterem messen palästinensische Pfad- finder eine große Bedeutung bei – ein Erbe des britischen Mandats. Aus „Terre Sainte“, die Übersetzung besorgte Rose-Marie Eisenkolb Malerei an einer Mauer des Pfarrkomplexes  © Petrus Schüler IM LAND DES HERRN

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