Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 4

10 4/2022 Blick auf das Ausgrabungsgelände im Nationalpark © Petrus Schüler Sepphoris Heinrich Fürst – Gregor Geiger ie Stadt Sepphoris ist seit dem Hasmonäerkönig Alexander. Jannai (103–76 v. Chr.) bekannt und war seit 55 v. Chr. die Hauptstadt von Galiläa mit hauptsächlich jüdischer Bevölkerung. Der Name ist die griechische Form des hebräischen Zippori. Angeblich hieß sie so, weil sie wie ein Vogel (hebr. Zippor) auf dem Hügel thronte. Nach demTod Herodes des Großen (4 v. Chr.) nutzte die Stadt die Gelegenheit zu einer Revolte gegen die im Namen Roms ausgeübte Staatsmacht und wurde dafür vom römischen Befehlshaber Varus zur Strafe niedergebrannt. Es war derselbe Varus, der ein gutes Jahrzehnt später imTeutoburgerWald dem Cheruskerfürsten Hermann unterlag und daraufhin Selbstmord beging. Der Sohn Herodes des Großen, Herodes Antipas (4 v. Chr. – 39 n. Chr.), baute Sepphoris wieder auf und machte es erneut zur Hauptstadt von Galiläa. Flavius Josephus nennt die Stadt voller Bewunderung „Zierde von Galiläa“. So ist es vorstellbar, dass Josef, der Ziehvater Jesu, beimWiederaufbau von Sepphoris Arbeit und Brot fand. Nachrichten darüber liegen freilich nicht vor. Später wurde Sepphoris durch die Neugründung Tiberias als Hauptstadt von Galiläa abgelöst. Sepphoris wird im Talmud oft erwähnt und beherbergte gegen Ende des 2. Jh.s n. Chr. für 17 Jahre den Sanhedrin (Hohen Rat). Man nimmt an, dass es in Sepphoris wie auch in Nazaret Judenchristen gegeben hat, die Jesus als Messias anerkannten, aber an der gesetzestreuen Religionspraxis des Judentums festhielten und darüber in Konflikt mit der großen, heidenchristlich orientierten Kirche gerieten. Seit Kaiser Hadrian (2. Jh. n. Chr.) nannte sich die Stadt mit Verbeugung vor Rom Diocaesarea („Gott-Kaiserliche“). Im 5. Jahrhundert wurde Sepphoris Bischofssitz. Im Mittelalter galt Sepphoris als Heimat der hl. Anna, der Mutter der Gottesmutter Maria. DesD

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