Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 4

4/2022 11 halb hatten die Kreuzfahrer hier eine dreischiffige Kirche zu Ehren der hl. Anna erbaut, ohne dass man sich an der Paralleltradition in Jerusalem gestört hätte. Nach der Kreuzfahrerzeit trug das Dorf den antiken Namen in der arabischen Form Saffurije weiter. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es das größte Dorf in Gal i läa , genaue Angaben sind schwer zu bekommen, je nach Quelle ist von 4.000 bis 12.000 Einwohnern die Rede, fast durchweg Musl ime. Im Unabhängigkeitskrieg 1948 war das Dorf Schauplatz schwerer Kämpfe, die Einwohner flohen oder wurden vertrieben, viele von ihnen nach Nazaret. Während sich das arabische Dorf auf dem Hügel befand, um die Zitadelle herum in der archäologischen Zone und südlich davon, wo heute ein Pinienwäldchen ist, entstand ab 1949 unterhalb davon der Moschaw, der den hebräischen Namen Zippori wiederbelebt hat. Er hat heute gut 600 Einwohner. Die Annakirche: Um zur Kreuzfahrerkirche zu kommen, fährt man in den Moschaw hinein. An den spärlichen Überresten des arabischen Dorfes vorbei kommt man zur Kirche. Das Sträßchen endet an der Einfahrt der St.-Anna-Schwestern, die hier ein Waisenhaus und eine Schule für arabische Kinder aus den Nachbardörfern unterhalten. Links daneben ist der Eingang zum Grundstück mit der imposanten Kirchenruine, die stimmungsvoll von einem Olivenhain umgeben ist. Sie wurde 1841 von den Franziskanern erworben und freigelegt. Der vordere Teil der Kreuzfahrerkirche (37 x 22m), zumal die Apsiden, sind hervorragend erhalten, der hintere Teil der Außenmauern wurde 1870 ergänzt. Schon bei den ersten Untersuchungen im 19. Jahrhundert wurde hier eine aramäischeWeihe-Inschrift aus talmudischer Zeit (4./5. Jahrhundert) gefunden, die einen Rabbi Judan, Sohn des Tanhum nennt, der einen Denar spendierte. Ob die Kreuzfahrer ihre Kirche auf den Ruinen einer Synagoge, einer judenchristlichen Kirche oder einer später errichteten byzantinischen Kirche bauten, ist nicht geklärt. An der Stelle der nördlichen (linken) Apsis bewahrten die Kreuzfahrer einen Raum (heuSepphoris Sepphoris Heilige Mutter Anna und Gottesmutter Maria © Igor Hollmann Ruine der Kreuzfahrerkirche St. Anna © Petrus Schüler

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