Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 4

12 4/2022 te eine schlichte Kapelle), der wohl als Haus der hl. Anna, der Großmutter Jesu, verehrt wurde. Unterhalb der Annakirche, im Talgrund, sieht man einen kleinen Bau mit blauer Kuppel; man erreicht ihn, indem man die Sackgasse zurück zur Dorfstraße fährt, diese nach rechts nimmt und bald wieder nach links einbiegt. Verehrte die örtliche Überlieferung in diesem Grabmal aus der Römerzeit das Grab der Töchter Jakobs, sah die jüdische Tradition hier das Grab von Jehuda ha-Nasi (hebr. „Juda, der Fürst“, 165–217 n. Chr.). Er hat die Mischna verfasst, genauer gesagt hat er die mündlichen Traditionen, die dieser wichtigsten und ersten jüdischen nachbiblischen Gesetzessammlung zugrunde liegen, schriftlich zusammengestellt. Dass es dazu in Bet Schearim eine konkurrierende Überlieferung gibt, störte den frommen Juden ebensowenig wie den frommen Christen die Doppelüberlieferung über die hl. Anna. Heute ist die Annahme mehr verbreitet, hier ruhe Jehuda Nessia (dieser aramäische Name bedeutet ebenfalls „Juda, der Fürst“), der Enkel von Jehuda ha-Nasi. Um die Grabanlage herum befand sich wohl in talmudischer bzw. byzantinischer Zeit der jüdische Friedhof, von dem kaum mehr etwas zu erkennen ist. In einer Höhle wird auch das Grab der Frau von Jehuda ha-Nasi gezeigt. Der Nationalpark: Am Eingang des Nationalparks, noch in erheblicher Entfernung vom Ausgrabungsgelände, lohnt sich ein Abstecher nach links, zu den freigelegten Überresten der antiken Bewässerungsanlagen. Aus mehreren Quellen weiter östlich wurde Wasser in die Stadt geleitet. Ein enormes Wasserreservoir (260 m lang, 4.300 m3 Fassungsvermögen) kann besichtigt werden. Von dort wurde das Wasser zunächst in einem 235m langen Tunnel, dann in einem Kanal in die Stadt geleitet. Das letzte Drittel des Tunnels Grabanlage von der Anna-Kirche aus gesehen © Petrus Schüler Mosaik-Kopie der Inschrift in der Anna-Kapelle © Petrus Schüler IM LAND DES HERRN

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