Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 4

4/2022 13 ist begehbar. Platzangst darf man nicht haben, eine Taschenlampe ist unbedingt notwendig. Die Ausgrabungen erstrecken sich um die Zitadelle auf dem Hügel und in der Ebene östlich davon (vom Eingang des Parks gesehen vor dem Hügel). Schon 1931 führten Sondierungen zur Entdeckung bedeutender römischer und byzantinischer Überreste. Ab 1983 nahmen sich israelische Archäologen unter Mitarbeit mehrerer amerikanischer Universitäten dieser Überreste wieder an und begannen mit den systematischen Ausgrabungen, die bis heute fortdauern und die „Zierde von Galiläa“ wieder ans Licht bringen. Vom Parkplatz aus betritt man das Ruinengelände über den Decumanus, die Ost-West-Achse römischer Städte, der den Cardo (Nord- Süd-Achse) kreuzt. Beide sind gepflastert, der Cardo beiderseits flankiert von einst überdachten Säulengängen mit Mosaikböden. Diese wurden in der byzantinischen Zeit neugestaltet, wie die mehrfache Erwähnung eines Bischofs Eutropius zeigt. Leider ist dieser Bischof aus keiner anderen Quelle bekannt, so dass eine Datierung dieser Umbauten nicht möglich ist. Östlich des Cardos wurde 2014 eine geräumige Kirche entdeckt , wahrscheinlich die, von deren Renovierung im Jahr 518 n. Chr. auf einer Inschrift im Cardo die Rede ist. Diese Kirche scheint an der Stelle eines römischen Tempels errichtet worden zu sein. Von zwei weiteren Kirchen, die längs des Cardos gefunden wurden, ist fast nichts erhalten. Dagegen erfreuen die zahlreichen Mosaike von reichen Privathäusern heute wieder das Auge des Besuchers. Besonders beeindruckend ist das „Nil-Haus“, so von den modernen Ausgräbern bezeichnet aufgrund des prächtigsten der Mosaike, dessen zentrales Thema der Strom Nil ist: Es zeigt eine Frau, die Ägypten symbolisiert, Tor und Türme von Alexandria, Jagdszenen und Darstellungen zu einem ägyptischen Freudenfest, das jährlich beim höchsten Wasserstand des Nil gefeiert wurde. Einige der Mosaike wurden durch fallende Steine beschädigt, wie es für Zerstörungen durch Erdbeben typisch ist, andere zeigen Spuren eines Brandes, möglicherweise während der Zerstörung der Stadt durch die Perser (614). Noch bevor man den Hügel hinaufsteigt, wendet man sich nach rechts (Norden), um die Synagogenruine zu besichtigen, die ebenfalls mit prächtigen Mosaiken dekoriert ist. Sie unterscheidet sich erheblich von anderen zeitgenössischen Synagogen (frühes 5. Jahrhundert) in Galiläa: durch die lang gestreckte Form (6,5 x 16 m), durch die Darstellungen biblischer Szenen, die zahlreicher sind als z. B. in Bet Alfa oder Tiberias, vor allem aber durch die Orientierung, die bisher nicht schlüssig erklärt werden konnte. Sie ist nämlich nach Nordwesten gerichtet, während bis auf wenige Ausnahmen Synagogen Jerusalem weisen (von hier aus fast genau südlich). Der Raum ist in ein Haupt- und ein Seitenschiff (beim Betreten des Raumes durch den Vorraum zur Rechten) geteilt. Das Mosaik des Hauptschiffes zeigt von unten nach oben: die Engel, die zu Abraham und Sara kommen (Gen 18,1–22), die Opferung („Bindung“) Isaaks (Gen 22,1–19), ein Tierkreiszeichen mit den hebräischen Monatsnamen (in der Mitte der Wagen des Sonnengottes Helios, ohne Darstellung von Alexandria auf dem Mosaik im „Nil-Haus“ © Petrus Schüler Sepphoris Sepphoris

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