Im Land des Herrn | 76. Jahrgang | 2022 - 4

4/2022 37 Tatoo-Vorlage (Stempel) © MAB Von der Art / das/ was man verlanget / auff die Arme zu bilden. Wir brachten den ganzen Dienstag / den 29. Aprilis mit Zeichnung unserer Arme zu / wie gemeiniglich alle Pilger zu thun pflegen / es seynd die Christen von Bethlehem / welche den Römisch-Catholischen Gebrauch haben / die solches machen. Sie haben viel hölzerne Wahl / darunter leset ihr diejenigen aus / die euch am besten gefallen / darauff füllen sie solche mit Kohlen-Staub / und appliciren euch selbige dergestalt / daß darvon das eingegraben Zeichen / abgetruckt verbleibet. Nach diesem halten sie euch mit der lincken Hand den Arm / daran die Haut wohl ausgedehnet ist / und haben in der rechten ein klein Rohr mit zweyen Nadeln / welche sie zuweilen in Dinte mit Rinds-Galle vermischt / einduncken / und euch die nach dem Model gezeichnete Linien hacken; dieses thut sonder Zweiffel weh / und es kompt gemeiniglich ein klein / aber nicht lang-wärendes Fieber darzu / und die Arme bleiben hiervon dreimahl dicker / als sonsten in die zweyn oder drey Tage lang geschwollen. Nachdem sie längst herunter alle die Linien gehackt haben / waschen sie den Arm ab / und sehen / ob irgend etwas daran mangel / darnach fangen sie wieder an / und solches wol biß zum drittenmahl. Nach gänßlich beschehener Verfertigung wickeln sie euch den Arm wol verbunden ein / und es wird darauff eine harte Haut / welche in zwey oder drey Tagen hernacher wegfällt / daß die Zeichen blau bleiben / und nimmermehr vergehen / weiln das Blut / so sich mit dieser von Dint und Rinds-Gall gemachten Farbe vermischt / inwendig unter der Haut noch die Zeichen hinterlässet. Zitat aus „Deß HerrnThevenots Reisen in Europa, Asia und Africa“, 46. Kapitel, Deutsche Übersetzung (1693) Mit freundlicher Genehmigung von „Terre Sainte“ Tätowierungen Tätowierungen

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