Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 1

1/2023 31 ge) Zugang zu Synagogengottesdiensten hatten. Auch wenn man die Erzählungen der Evangelisten nicht einfach als historische Berichte lesen darf, so spricht doch vieles dafür, dass Jesus in der Synagoge Kranke (z. B. die „verkrümmte Frau“ Lk 13,11) geheilt und Besessene von ihren Dämonen befreit hat. Wie vorhin schon angedeutet , hat sich Jesus zunehmend die Sympathie der „kirchlichen“ Behörden verscherzt, so dass ihm nicht mehr alle Synagogen offenstanden. Schuld an dieser Entwicklung dürfte unter anderem die liberale Art gewesen sein, mit der Jesus bei seinen Synagogenheilungen mit dem Sabbatgebot umging. Sehr instruktiv in dieser Beziehung ist die Episode vom „Mann mit der verdorrten Hand“ , die bei Markus folgenden Wortlaut hat: „Als Jesus ein andermal in eine Synagoge ging, saß dort ein Mensch, der hatte eine leblose („verdorrte“) Hand. Und sie gaben acht , ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde. Sie suchten näml ich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt – Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz , und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand wurde wiederhergestellt. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen“ (Mk 3,1–6). Die Erzählung, die Markus an den Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu stellt, lässt erkennen, dass Jesus nicht erst in der Karwoche von seinem Volk und von den führenden Männern dieses Volkes verworfen wurde, sondern dass er schon lange vorher auf buchstäblich „tödlichen“ Hass stieß. Und zwar ist es (etwas vereinfacht gesagt) „die Synagoge“, die Jesus zum Verhängnis wird. In ihr begegnet er dem wachsenden Widerstand der offiziellen Kreise, die schließlich seine Verurteilung und Hinrichtung durch Pontius Pilatus durchsetzen. Anmerkung: bei diesem Text von P. Sigfrid Grän handelt es sich um einen Nachdruck, zu erwähnen ist die im Jahre 2009 in Magdala gefundene Synagoge. Jesus und die blutflüssige Frau, Beichtstuhl in der Klosterkirche Fürstenfeldbruck Alltag zur Zeit Jesu Alltag zur Zeit Jesu

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