Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 1

1/2023 37 Taufkapelle Taufkapelle ren , und ihn als „Sohn Gottes“ bezeugt. Die Taufe des Johannes war aber eine Taufe zur Sündenvergebung. Auf seine erschrockene Reaktion: „Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“, antwortet ihm Jesus: „Lass es nur zu.“ Vor dem erhöht stehenden und daher größer wirkenden Täufer neigt sich Jesus wie in einer Demutsgeste. Beide sind abstrahiert dargestellt, Hartmann-typisch mit wenig Differenzierung der Körperformen und der Gewänder. Dargestellt ist der Moment nach der Taufe Jesu durch Johannes (Matthäus, Vers 16 f.): „Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ Die dunklen Bronzefiguren Jesu und des Täufers erscheinen vor dem Hintergrund der riesigen, ca. 57 m2 großen Mosaikwand mit ihren glühenden Farben. Wie die Fenster ist auch dieses Mosaik nicht figürlich, sondern in freier, sehr farbintensiver Ornamentik komponiert. Die in Gold strahlende Fläche, der „geöffnete Himmel“ mit der Taube des Heiligen Geistes, wird durch den Kontrast zu den umgebenden dunklen Flächen besonders hervorgehoben. Mit Gold verbindet man seit jeher die göttliche Sphäre und die vertikalen Linienführungen sollen nach der Aussage der Künstler Sinnbild sein für die Verbindung zwischen dem Himmel (die Stimme des Vaters und die Geisttaube) und der Erde (das irdische Leben Jesu und seine ganz reale Taufe). Der von Ima Hartmann als unregelmäßiges Fünfeck und in Blau-, Violett- und Gold-Tönen gestaltete Mosaikboden erinnert nach P. Gumbert Ludwig an den Jordan, der aus dem dunklen Wasser des galiläischen Meeres (dem „See Gennesaret“) fließt und dessen gewundener Lauf sich in den Wellenbewegungen des Fußbodens widerspiegelt. Zwischen einer Fluss-Schleife steht in der Mitte des Raumes wie ein Felsbrocken der in Bronze gegossene Taufbrunnen mit demTaufbecken. Die geschätzt zwischen 230.000 und 300.000 Mosaikteilchen aus venezianischem Glas für die 28 Tafeln der Mosaikwand wurden von Ima Hartmann im Atelier aufwendig selbst geschlagen und zusammengesetzt. Wiederholt haben Wiedenbrücker Journalisten während des Entstehungsprozesses und nach Abschluss der Arbeit das Künstlerehepaar in seinem Atelier besucht und ihre Eindrücke in der Wiedenbrücker Presse beschrieben. Denn für eine Stadt wieWiedenbrück, mittelgroß, aber mit einer berühmten Vergangenheit als Ort der sakralen Kunst war ein solch monumentaler und bedeutender internationaler Auftrag für heimische Künstler ein wichtiges Ereignis. Zur Verfügung gestellt von der Dokumentationsstelle für Dortmunder Kirchengeschichte: Aus einem unveröffentlichten Manuskript für eine geplante Monografie über Bernd Hartmann, 2022. Die Taufkapelle auf der Nordseite der Verkündigungs-Basilika ©Igor Hollmann

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