Im Land des Herrn | 77. Jahrgang | 2023 - 1

1/2023 7 te: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Sie aber schrien noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache! Da rief das ganze Volk: Sein Blut – über uns und unsere Kinder! Darauf ließ er Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und lieferte ihn aus zur Kreuzigung (Mt 27,11–26). An den langen Trakt des Klostergebäudes neben beiden Kapellen schließt sich das Studium Biblicum Franciscanum, das „Franziskanische Bibelstudium“, an. Eigentlich gehören akademische Institutionen nicht zu den Schwerpunkten des Franziskanerordens, wenigstens nicht (mehr) im deutschen Sprachraum. Dieses Studium wurde 1924 gegründet, zunächst um die von den Franziskanern betreuten heiligen Stätten wissenschaftlich zu untersuchen. Daraus hat sich eine angesehene Hochschule entwickelt, anfangs mit den Schwerpunkten Archäologie sowie biblischer und christlicher Geographie, später kamen die klassischen Fächer der Bibelwissenschaft, alt- und neutestamentliche Exegese und Theologie sowie die biblischen Sprachen Hebräisch und Griechisch, hinzu. Schon bald wurde das Studium an die römische Franziskanerhochschule Antonianum angegliedert. Diese wurde 2005 eine kirchliche Universität, das Jerusalemer Bibelstudium deren Fakultät für Biblische Wissenschaften und Archäologie. Dadurch können die Studenten – derzeit knapp 100 – akademische Abschlüsse machen (bis zum Doktorat), die auch in Europa anerkannt sind. Zur Fakultät gehören eine umfangreiche Fachbibliothek und ein archäologisches Museum im Parterre des Gebäudes. Es umfasst e ine mul t i -medi a l e Aus s te l lung über di e Geschichte der Stadt Jerusalem, ausgehend von den archäologischen Funden, die an Ort und Stelle gemacht wurden, und eine Einführung in den Kreuzweg. Diese Installation ist auch in deutscher Sprache verfügbar. Die umfangreiche archäologische Sammlung des Instituts mit Flagellatio Flagellatio Blick in die raffinierte Deckenstruktur der Verurteilungskapelle (Architekt Wendelin Hinterkeuser OFM)

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