Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 3

3/2024 13 Heeres, Türken und Drusen, in Banden von Fünf- bis Sechshundert in das Christenviertel ein und besetzten alle Zugänge. In der Nacht wurden alle christlichen Häuser bezeichnet. Die Türen wurden eingerannt, die Häuser geplündert, die Menschen niedergemetzelt, abgeschlachtet. An die 2400 Häuser wurden geplündert und eingeäschert, an die 8000 der wehr- und waffenlosen Christen ermordet. Unter ihnen waren dreißig Priester und drei Bischöfe der verschiedensten christlichen Riten. Das Massaker von Damaskus dauerte vom 9. bis 16. Juli 1860. Retter der Christen Nicht alle Moslems von Damaskus befürworteten diese schreckliche Verfolgung. Der algerische Emir Abd-el-Kader half mit seinen Gefolgsleuten den Christen. Er rettete tausende von Christen durch den Schutz der Zitadelle, wo diese sich zusammengedrängt aufhalten konnten, das Leben. Viele von ihnen waren Ordensleute. Ohne ihn wäre wohl kein einziger Christ übriggeblieben. Als am Nachmittag des 9. Juli Achmed Pascha, der Gouverneur von Damaskus, zur Christenverfolgung aufrief, schickte der Guardian des Franziskanerklosters, P. Emmanuel Ruiz, alle Leute aus dem Hause. Außer den Franziskanern und den drei maronitischen Brüdern Massabki blieben noch die Klosterschüler da. Von draußen waren die Schreie und Hilferufe der Verfolgten zu hören. Die weinenden Knaben der Klosterschule umringten Abouna Malak, den Vater Engel, der sie auf die sichere Terrasse des Klosters brachte. Er tröstete sie. Er ließ ihnen frisch gebackenes Brot bringen. Es waren typisch runde arabische Brotfladen, von denen er einmal den Seinen nach Haus schrieb, er hätte nirgends in der Welt besseres Brot gegessen als dieses. Abd-el-Kader ermahnte die Klosterbrüder von St. Paul sich auf die Zitadelle der Stadt in Sicherheit zu bringen. P. Engelbert hätte dieses lebensrettende Angebot gerne angenommen, aber sein Oberer P. Emmanuel, wies diese Einladung höflich zurück. Er fühlte sich und seine Mitbrüder hinter den hohen Klostermauern sicherer. Zudem meinte er nichts fürchten zu müssen. Wer könnte auf den Gedanken kommen, in den armen Gängen und Zellen der Franziskaner etwas zu plündern? Auch war er sich der Beliebtheit der Brüder mit dem Strick bewusst. Wer sollte ihnen dafür etwas antun? Massaker im Pauluskloster Zunächst schien es, als hielten die Klostermauern dem Sturm der Angreifer stand. Doch plötzlich gegen Mitternacht des 9. auf den 10. Juli drang schrecklicher Lärm durch die stillen Klostergänge. Wie war das möglich? Ein eheEngelbert Kolland Engelbert Kolland Martyrium, Gemälde im Kloster St. Salvator Jerusalem von Gaidano 1898 © MAB Custodia TS

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