24 3/2024 kein Zeitgenosse, der etwas auf sich hält, möchte in der Zeitung lesen, dass er ein „Kainsmal“ trägt. Er würde sich als „Mörder“ beschimpft (oder entlarvt) fühlen. Der biblische Text Da das eben geschilderte Wissen über unser Thema sehr dürftig ist, und da überdies der vorliegende Originaltext zur Sache gar nicht lang ist (er besteht aus sechzehn Versen), ist es angebracht, dass wir uns zunächst einmal mit den einzelnen Aussagen der Bibel befassen. Wir drucken dabei nicht einfach die Einheitsübersetzung ab, sondern bringen eine Art „Mischtext“, der Übersetzungsvorschläge verschiedener Autoren berücksichtigt. Der hebräische Urtext ist nämlich nicht leicht verständlich. An manchen Stellen scheint er gründlich verderbt zu sein. – Hören wir also die biblische Erzählung in einer Fassung, die dem Urtext möglichst nahe kommt: „Der Mensch (Adam) erkannte Eva, sein Weib. Sie wurde schwanger, und sie gebar den Kain. Da sprach sie: erworben habe ich einen Mann mit Jahwe. Und sie fuhr fort zu gebären, seinen Bruder, den Abel (Hauch). Abel wurde ein Schafhirt, Kain wurde ein Diener des Ackers. Nach geraumer Zeit begab es sich, dass Kain von der Frucht des Feldes Jahwe eine Spende (ein Opfer) darbrachte. Auch Abel brachte ein Opfer dar von den Erstlingen seiner Schafe, von ihrem Fett. Jahwe achtete auf Abel und seine Spende, auf Kain und seine Spende achtete er nicht. Da entbrannte Kain sehr und es senkte sich sein Angesicht. Jahwe sprach zu Kain: Warum entflammt es dich? Warum ist dein Antlitz gefallen? (Und dann fährt Gott fort, und diese Stelle ist besonders schwierig): Wenn du recht tust, kannst du es aufheben. Wenn du aber nicht recht tust, lauert die Sünde vor der Tür, ein Lagerer (ein Dämon?), der auf dich seine Begierde richtet. Du aber werde Herr über ihn! Darauf sprach Kain zu seinem Bruder Abel: (Lass uns aufs Feld gehen.) Aber dann wars, als sie auf dem Feld waren: Kain stand auf wider Abel seinen Bruder und tötete ihn. – Jahwe sprach zu Kain: Wo ist Abel dein Bruder? Er sprach: ich weiß es nicht. Bin ich meines Bruders Hüter? – Er aber sprach: Was hast du getan. Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir aus dem Acker. Und nun, verflucht seist du hinweg vom Acker, der seinen Mund aufmachte, das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen. Wenn du den Acker bedienen willst, gibt er dir fortan nicht mehr seine Kraft. Unstet und schweifend musst du auf Erden sein. Da sprach Kain zu Jahwe: Allzu groß zum Tragen ist meine Verfehlung. Du vertreibst mich heute vom Antlitz des Ackers, vor deinem Antlitz muss ich mich bergen. Unstet und schweifend muss ich sein auf Erden. So muss es sein: wer mich findet, tötet mich. Da sprach Jahwe zu ihm: Nicht so! Wer immer Kain tötete, siebenfach würde es geahndet. – Und Jahwe macht Kain ein Zeichen, dass ihn unerschlagen lasse, wer ihn fände. Kain zog von Jahwes Angesicht hinweg und wohnte im Lande Nod, östlich von Eden.“ (Gen 4,1–16) Mutter aller Lebenden Nachdem wir uns die Erzählung von Kain und Abel als Ganzes vor Augen geführt haben, wollen wir nun einzelne Elemente herausgreifen Reinhold Begas, Eva mit ihren Kindern Kain und Abel, Friedrichswerdersche Kirche Berlin © wikicommons IM LAND DES HERRN
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=