Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

4/2024 11 tete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes (Joh 6,23–69). Auf einer Säule an der Nordwand der Synagoge befindet sich eine antike griechische Inschrift: „Herodes, Sohn des Monimos, und Justus, sein Sohn, zusammen mit ihren Kindern stifteten diese Säule“. Auf einer weiteren Säule wurde in der Neuzeit eine lateinische Inschrift angebracht. Sie erinnert an den Franziskaner Gaudenzio Orfali (†1926 bei einem Autounfall) und seine Synagogenrekonstruktion. Das Petrushaus Schon in den 1920er Jahren hatte man näher zum See hin ein Achteck bemerkt, ihm aber keine größere Beachtung geschenkt, weil man es für eine byzantinische Taufkapelle hielt. Erst als 1968–1984 die Franziskaner das ganze Areal gründlich erforschten, wurde es zur Gewissheit, dass es sich um drei Perioden einer christlichen Gottesdienststätte handelt, von denen die älteste in das Jahrhundert Jesu zurückreicht und in einem ganz normalen Haus eingerichtet war – ähnlich den zahlreichen weiteren Häusern der unmittelbaren Umgebung. Gegen Ende des 1.Jh.n.Chr. wurde einer der Räume des Hauses umgestaltet, indem man die Wände verputzte und einen Kalkfußboden einbrachte. Dieser Raum hatte die bescheidenen Ausmaße von 5,80x6,50m. Man fand Gefäßbruchstücke, die mit einem Kreuz verziert waren, und entdeckte Graffiti, „Kritzeleien“, in Griechisch, Lateinisch, Aramäisch und Syrisch – die letzten beiden ein Hinweis auf judenchristlichen Hintergrund –, u.a. mit den liturgischen Worten Kyrie eleison und Amen, in denen neben dem Herrn und dem Allerhöchsten auch Christus angerufen wird. Die meisten von ihnen sind auf das 3. oder 4.Jahrhundert datierbar. Im 4.Jahrhundert wurde der ganze Bereich umgestaltet. Einige der Nachbargebäude wurden abgebrochen, man schuf einen ummauerten heiligen Bezirk (27x30m). Dagegen blieb der kleine verehrte Raum unverändert, man zog nur einen Steinbogen ein, um eine stabilere Decke tragen zu können. Davon berichtet die Pilgerin Aetheria: In Kafarnaum wurde aus dem Haus des Apostelfürsten eine Kirche gemacht. Seine Mauern sind geblieben, wie sie einst waren. Im 5.Jahrhundert wurde dieses Gebäude zum großen Teil abgetragen, man errichtete an seiner Stelle eine achteckige Kirche – in der byzantinischen Zeit war das Achteck eine typische Form für ein Gotteshaus, das an einem heiligen Ort errichtet war (vgl. z.B. die Himmelfahrtskirche oder der Felsendom in Jerusalem). So ist der Schluss nahezu unausweichlich, dass diese aus bescheidensten Anfängen entstandene Hauskirche von Kafarnaum im Haus des Simon Petrus und seiner Familie eingerichtet worden sein muss. Papst Paul VI. ließ es sich nicht nehmen, diese sensationelle Entdeckung höchstpersönlich der Kirche und der Weltöffentlichkeit mitzuteilen. Es war klar, dass dieses einzigartige Zeugnis der Anfänge des Christentums am See Gennesaret besonderer Sorgfalt bedurfte: Es sollte bewahrt und geschützt werden, aber auch sichtbar bleiben Ausgrabung des Petrushauses © CTS Kafarnaum Kafarnaum

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