18 4/2024 ragten). – In bildhafter Sprache wollte der Autor unserer Geschichte sagen: Ähnlich wie im Paradies, als sie nach der verbotenen Erkenntnis griffen, wollten die Menschen wieder einmal „sein wie Gott“, indem sie sich mit übermenschlichen Geistern verbanden. In den Augen Gottes war damit nicht nur die menschliche Gemeinschaft, sondern die ganze Schöpfung bedroht. Die Grenze, die der Schöpfer zwischen der himmlischen Geisterwelt und dem Bereich des Menschen gezogen hatte, schien sich aufzulösen. Die Ordnung des Universums war in Frage gestellt. Diese Rebellion konnte sich Gott nicht bieten lassen. Er beschloss, ein schreckliches Strafgericht über die Welt und die Menschheit zu verhängen. – Unser Text gebraucht an dieser Stelle ein Wortspiel: Weil die Menschheit „verdorben“ war, wollte Gott sie „verderben“. Die Sintflut Damit alle Leser gegenwärtig haben, worum es in der Noach-Erzählung im Einzelnen geht, bringen wir zunächst eine Zusammenfassung der vom Jahwisten geschilderten Vorgänge: Als Gott die Vernichtung aller Wesen aus Fleisch und Blut ins Auge fasste, war nur Noach vor ihm gerecht und untadelig. Gott beschloss, ihn mit seiner Sippe vor der allgemeinen Strafe zu bewahren. Er kündigte ihm die bevorstehende Flut an und befahl ihm, eine Arche zu bauen, deren Maße und Ausstattung er ihm genau vorschrieb. Das „Schiff“ sollte einhundertfünfzig Meter lang, dreigeschoßig und überdacht sein. In dieses schwimmende Haus sollte er seine Frau, seine drei Söhne Sem, Ham und Jafet mit ihren Frauen, sowie von allen unreinen Tieren (die zur Nahrung dienten) je sieben Paare samt einem großen Lebensmittelvorrat mitnehmen. Noach, der übrigens an keiner Stelle das Wort ergreift, befolgte schweigend diese Weisung und kümmerte sich nicht um die Verwunderung und den Spott der Nachbarn. – Als das Werk vollendet war, ging Noach mit seiner Familie und den Tieren in die Arche, und Gott selbst schloss hinter ihm das Eingangstor zu. Nun ließ Gott vierzig Tage hindurch einen so gewaltigen Regen auf die Erde niedergehen, dass selbst die höchsten Berge vom Wasser bedeckt wurden und alle Menschen und Tiere in den Fluten umkamen. Die Arche aber trieb auf dem Wasser dahin, bis sie auf dem Berg Ararat aufsetzte, der wie eine Insel aus dem großen Meer herausragte. Nachdem die Wassermassen sich verlaufen hatten, ließ Noach einen Raben ausfliegen, der feststellen sollte, ob die Erde schon trocken war. Der Rabe aber kehrte wieder um, ebenso eine Taube, die er anschließend ausschickte. Als er die Taube eine Woche später wieder ausfliegen ließ, kam sie mit einem frischen Olivenzweig im Schnabel zurück. Jetzt war die Erde bewohnbar, und Noach verließ mit seinen Angehörigen und den Tieren die Arche, baute einen Altar und brachte Gott zum Dank für seine Rettung von allen reinen Tieren und Vögeln ein Opfer dar. Gott versprach darauf hin, nie mehr eine Sintflut über die Erde zu verhängen. Denn die Sünde sei so tief im Menschen verwurzelt, dass man überhaupt keinen am Leben lassen dürfte, wollte man das Böse in der Schöpfung radikal ausrotten. Eine palästinensische Tradition lokalisiert das Grab des Noach in Dura, wenige Kilometer von Hebron entfernt. Das überlange Grab spielt wohl auf die „Riesen“ der Überlieferung an. IM LAND DES HERRN
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=