24 4/2024 Nassau-Weilburg zu Gast war, der Ideengeber einer solchen Grabanlage war. Doch ein sicherer Beleg dafür fehlt. Sicher dagegen ist das Jahr der Entstehung: über dem Türsturz befindet sich eine alte Inschrift mit der Jahreszahl 1505. Die Kapelle selbst besteht aus einem Mittelbau in Kreisform mit einer halbkreisförmigen Apsis, in der sich ein einfacher Blockaltar befindet. Der Mittelbau zeichnet sich aus durch (abwechselnd) Säulen und Pfeiler, die ein Emporengeschoß tragen. Somit erinnert dieser Raum an die Grabesrotunde in Jerusalem, die ja auch durch die umstehenden Säulen und die oberen Umgänge gebildet wird. Nur fehlt hier in Weilburg ein Grab. Gutaf Dalman kommentiert die Tatsache so: „Aber das Grab, das man in der Mitte erwarten würde, fehlt. Wenn es niemals da war, darf die Kapelle nur zu den Kirchen gerechnet werden, welche sub vocabulo sancti Sepulchri gebaut worden sind.“ Etwas oberhalb der Kapelle erhebt sich ein „Kalvarienberg“ mit einer spätgotischen Kreuzigungsgruppe unter einem Baldachin von zwölf Pfeilern. Die Distanz von 31 Metern zwischen Kapelle und Kalvarienberg nimmt Bezug auf den Abstand vom Heiligen Grab und Golgota in Jerusalem. Ganz klar haben wir also hier wie in Görlitz eine ganze Anlage, die, wenn auch vielleicht nicht mehr im Ganzen erhalten, Bezugspunkt einer spätmittelalterlichen Passionsfrömmigkeit ist. Wenn es denn neben der privaten Frömmigkeit auch offizielle Prozessionen gegeben hat, so enden diese mit der Einführung der Reformation ab dem Jahr 1526. In der Folgezeit wird die Kapelle praktisch zu einer Friedhofskapelle und der kleine Raum diente ab 1574 für Trauergottesdienste des sich nun auf dem Gelände befindlichen Friedhofes (bis 1900 wurde auf dem „Alten Friedhof“ bestattet). Zeitweilig diente der Raum aber auch als Vorratslager und Scheune, womit wohl auch wieder ein Verlust der ursprünglichen Ausstattung einherging. So findet sich im Inneren einzig ein Reliefstein von 1582 mit den Marterwerkzeugen, „Arma Christi“ genannt. Die Evangelische Kirchengemeinde Weilburg erwarb die Heilig-Grab-Kapelle erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Somit wurde das Kirchlein wieder ein Gottesdienstort. Literatur Gustaf Dalman: Das Grab Christi in Deutschland, Leipzig 1922 Angaben auf der Webseite der Kirchengemeinde Weilburg IM LAND DES HERRN Inneres der Kapelle mit Blick zur Apsis
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=