28 4/2024 IM LAND DES HERRN auf Sparflamme: Nur 8 von 15 sind noch im Einsatz. Die palästinensische Kufiya wurde zum Opfer ihrer Berühmtheit. Die Familie Hirbawi zeigt sich resilient und setzt auf Diversifizierung. Sie kümmert sich verstärkt um ihre internationale Kundschaft und entzieht sich den vielfältigen von Israel auferlegten Zwängen, indem sie einen Online-Einkaufs- und Lieferservice anbietet. Sie entwirft neue Muster und neue Farben für ihre Tücher, deren weltweite Verbreitung die politische Komponente verwässert hat. „Auf die gleiche Weise wie die Che-Guevara-T-Shirts ist die Kufiya in die Popkultur eingegangen“, betont Jane Tynan. Die palästinensischen Anführer tragen heutzutage selten eine Kufiya, während die Modeindustrie den Trend zu vereinnahmen versuchte. Schon zu Beginn der 2000er Jahre übernahmen Modemarken wie Balenciaga, Urban Outfitters, Givenchy oder auch Chanel das Fischernetzmuster in ihren Kollektionen. Mit unterschiedlichem Erfolg, Kontroversen blieben nicht aus. Ein Beispiel: Im Juni 2021 verkaufte Louis Vuitton für 600 Euro auf seiner Website einen blau-weißen Schal, „ein zeitloses Accessoire, das von der klassischen Kufiya inspiriert ist“. Auf Twitter erhitzten sich die Gemüter einerseits wegen des Preises, andererseits wegen der Farben, der Farben von Israel. „Freiheit“ so heißt die neue Kollektion des ägyptischen Designers Mohamed Nour, deren Kleider alle bekannten Motive der Kufiya wieder aufgreifen. Für die Historikerin Jane Tynan „zeigt die Geschichte der Kufiya die gegenseitige Abhängigkeit von Objekt und Körper. Wenn die Kufiya getragen wird, wird ihre Bedeutung verändert, gleichzeitig ändert sie ihren Träger. Auch wenn sie von der Modeindustrie verfremdet wurde, verkörpert sie immer noch eine Protestbotschaft und ein Befreiungsideal“. Ihr Comeback im Zuge der vielen Demonstrationen für die Bevölkerung in Gaza ist ein neuer Beweis dafür. Die Webmaschinen der Familie Hirbawi profitieren nicht von der steigenden Nachfrage überall auf der Welt. Die starken Einschränkungen, die dem Westjordanland seit dem 7. Oktober auferlegt wurden, führen zum Stillstand seiner Industrie, die nicht mehr exportieren kann. Nach der Corona-Pandemie ist das ein harter Schlag. Das hindert Izzat Harbawi nicht daran, sein Knowhow einer jüngeren Generation zu vermitteln, „um das Kulturerbe zu bewahren“. Garne mit den palästinensischen Nationalfarben
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