4/2024 29 Stich für Stich – Das Heilig-Land-Museum im Dienste der Textilrestaurierung Lucie Mottet ie in strenger Klausur lebenden Schwestern im Kloster der Milchgrotte in Betlehem (500 Meter hinter dem Komplex der Geburtskirche) waren auf der Suche nach einer Aktivität, die ihnen ein Einkommen sichern würde und mit dem kontemplativen Klosterleben vereinbar wäre. Die Kustodie des Heiligen Landes schlug ihnen vor einigen Jahren vor, eine Werkstatt für die Restaurierung historischer Textilien einzurichten, und trug Sorge für ihre Ausbildung mit einer Expertin auf diesem Gebiet. Im April 2022 erweiterte das Terra Sancta Museum sein Kompetenzfeld dank der Mitwirkung von Anastasia Ozoline, einer Spezialistin für Textilrestaurierung. Sie hat u.a. im Musée des Tissus (Textilmuseum) in Lyon gearbeitet und ist nun dem Palais Galliera, dem Modemuseum der Stadt Paris, angegliedert. Dort lernte sie P. Stephane Milovitsch OFM kennen, den Direktor des Büros für Kulturgüter der Kustodie des Heiligen Landes. „Sie sind die richtige Person für mich“, sagte er ihr. Nach einigen Wendungen wegen Corona kam Anastasia Ozoline nach Jerusalem und traf die Schwestern der Milchgrotte in Betlehem. Die Gemeinschaft hatte schon einige Ornamente für die Ausstellung, die 2013 im Schloss Versailles den „Schätzen der Grabeskirche“ gewidmet war, restauriert. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, die Schwestern kennen zu lernen und ihnen neue Techniken der Textilrestaurierung beizubringen, damit sie sich um die Sammlungen des Museums kümmern können. Die ersten Kontakte wurden rund um einen Schrank voller Garnrollen geknüpft, die sorgfältig nach Farben sortiert waren. „Seidengarn! Perfekt!“, freute sich die Spezialistin. Sie hatte auch andere Garne unterschiedlicher Feinheit mitgebracht: „Wenn eine Stickerei mit einer Lücke restauriert werden muss, wird diese zunächst mit einem Stützgewebe unterlegt, das mit Seidengarn befestigt wird, das so dünn ist wie ein D Schwester bei der Restauration eines Gewandes ©MAB CTS
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