Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

32 4/2024 IM LAND DES HERRN gesagt aus Danzig. Man weiß, dass er sich nach Jerusalem zurückgezogen hatte, wo er in den Dritten Orden des Hl. Franziskus aufgenommen wurde. 36 Jahre lang war er Prokurator auf dem Berg Zion. Zum letzten Mal wird er 1498 erwähnt. Damals war er sehr alt und seit etwa zwanzig Jahren Kollator. Zahlreiche Pilgerberichte aus der Zeit, wie der von Br. Paul Walther von Güglingen aus dem Jahre 1482, erinnern an diese Persönlichkeit, die sowohl von den Pilgern und den Franziskanern als auch von den muslimischen Eliten geachtet wurde. Sogar der Sultan kannte ihn. Seine Herkunft und seine Zugehörigkeit zum Ritterstand erlaubten ihm, Ritter auszurüsten, ohne dass die Präsenz eines hochrangigen Ritters unter den Pilgern notwendig war. Nach seinem Tod übernahmen die Franziskaner die Zeremonie. Bruder Johannes von Preußen diente in Jerusalem während einer sehr turbulenten Zeit. Das Jahr 1453 beschwerte die Reisen nach Jerusalem erheblich. Der Landweg war nun gesperrt, die Seewege von Venedig und Marseille blieben gefährlich. Im Westen hatte das Rittertum seinen Zenit überschritten, für Ritter wurde es unattraktiver, eine Pilgerreise auf sich zu nehmen. Dennoch pilgerten Christen weiterhin nach Jerusalem, und das Rittertum bekam eine starke geistliche Prägung. Innozenz VIII. trug dies Rechnung, indem er 1485 im Pontificale Romanum den Ordo Benedictio novi militis erließ. Später, wahrscheinlich im Jahre 1499, gab AlexanderVI. dem Ritterorden vom Heiligen Grab neue Statuten und gewährte den Franziskanern das Recht, Ritter auszurüsten. Von nun an und bis 1847 werden die Kustoden unter der Autorität des Papstes und in seinem Auftrag diese Aufgabe übernehmen. Die Legende Für den Ritterschlag benutzten die Kustoden das sogenannte Schwert des Gottfried von Bouillon (1058–1110), das in Wirklichkeit das pietätvoll aufbewahrte Schwert des Johann von Preußen war. Weniger als fünfzig Jahre nach dessen Tod war dessen Herkunft anscheinend schon in Vergessenheit geraten. Das Schwert musste aber dem berühmtesten Ritter gehört haben, da man es für den Ritterschlag benutzte und es in der Grabeskirche aufbewahrt wurde. Dies würde erklären, warum aus dem Schwert des Johann von Preußen das Schwert des Gottfried von Bouillon wurde. Der bretonische Edelmann Jacques de Villamont (1558– 1628?), der 1588 in den Ritterstand aufgenommen wurde, schreibt als Erster in seinen Voyages, dass „der ehrwürdige Pater Guardian das geweihte Schwert nimmt, von dem es heißt, es sei das Schwert von Gottfried von Bouillon“. Sein Reisebericht war der Elzear Horn OFM, Ichonographiae Monumentorum Terrae Sanctae (1724—1744), Franciscan Printing Press Jerusalem, 1962

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