Im Land des Herrn | 78. Jahrgang | 2024 - 4

4/2024 33 Schwert des Gottfried von Bouillon Schwert des Gottfried von Bouillon beliebteste seiner Zeit, zwischen 1595 und 1609 wurde er dreizehnmal neu aufgelegt. Die Pilger sprachen ihrerseits vom „Schwert Gottfrieds von Bouillon“. Es scheint, dass die Verbreitung dieser falschen Herkunft von Franzosen ausging, da diese Zuschreibung zuerst und vor allem von französischen Rittern erwähnt wurde. 1573 war die Veröffentlichung des Buchs des Parisers Antoine Régnault über seine Pilgerreise ins Heilige Land, Discours du Voyage d’Outre-Mer au SaintSépulcre, ein herausragendes Ereignis. Seine Reise fand im Jahre 1549 statt, in dem Jahr, als Gabriel de Luetz (ca. 1508–1544), Baron von Aramon, in Jerusalem eine Kopie der Statuten des Ritterordens vom Heiligen Grab erhielt, die angeblich aus dem Jahr 1100 stammten – und sich später als Fälschung erwiesen. Zu diesem Zeitpunkt entstand die Legende der Gründung des Ordens durch Gottfried von Bouillon. In diesen Statuten werden die französischen Könige als Großmeister des Ordens bezeichnet. Antoine Régnault schrieb als Erster die Statuten ab, die er bekommen hatte. Von 1546 bis 1553 war der Baron von Aramon Gesandter bei der Hohen Pforte und unterschrieb die Erneuerung des Bündnisses zwischen SüleymanI. und dem französischen König, eines Bündnisses, das das Heilige Römische Reich in die Zange nahm. Es beauftragte u.a. Frankreich mit dem Schutz der Kustodie und der Heiligen Stätten. 1549 intervenierte der Gesandte, somit durften die Franziskaner ihr Kloster auf dem Berg Zion behalten. Dies währte nur kurze Zeit, da Süleyman sie schon 1551 verjagte. Als der Einfluss Frankreichs im Nahen Osten größer wurde, erschienen also gleichzeitig die Legende über die Gründung des Ritterordens durch Gottfried von Bouillon und die über die Herkunft des Schwertes. Ein oder mehrere Schwerter Auch wenn es heute möglich ist zu erklären, dass die Bezeichnung des Schwertes falsch ist, fragt man sich, ob immer dasselbe Schwert benutzt wurde. Da es eine besondere liturgische Bedeutung beim Ritterschlag hatte und quasi den Status einer Reliquie besaß, konnte es nicht durch ein anderes ersetzt werden. Zahlreiche ikonographische Elemente können dies beweisen. Das von Auguste Salzmann 1856 veröffentlichte Bild der Sporen, der Kette und des Schwertes ist zwar von einer poetischen Romantik geprägt, aber das Schwert kann man sehr gut erkennen. In seinem Kommentar, der sich als wissenschaftlich versteht, stellt Salzmann die Echtheit der Sporen und der Kette in Frage, die angeblich Gottfried von Bouillon gehört hätten, aber nicht die des Schwertes. Etwas früher, im Jahre 1827, fertigte Antoine Alphonse Montfort mit einem Aquarell-Bleistift eine Zeichnung des Schwertes und eines Sporns. Sie ist in der Graphischen Sammlung des Louvre aufbewahrt. Auch hier ist das Schwert gut erkennbar. Aber eine andere Quelle gibt Hinweise auf eine frühere Datierung. Es handelt sich um eine Federzeichnung, die zu einem Manuskript aus dem Jahre 1725 gehört und in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek aufbewahrt ist. Dieses vom Franziskaner Elzearius Horn verfasste Manuskript beschreibt in dem Kapitel „de modo ac ritu creandi milites S.s. Sepulchri Domini Nostri Jesu Christi“ u.a. den Ritus des Ritterschlags. Er berichtet sehr genau über seine Beobachtungen, als er Wächter in der Grabeskirche war. Er schreibt z.B., dass die Buchstaben LTDK CSIC und das Datum 1615 auf dem Kreuz der Halskette der Ritter eingraviert waren. Das Schwert ist Gottfried von Bouillon zugeschrieben und ein weiteres Mal identifizierbar in der den Text begleitenden Zeichnung. Dies bedeutet, dass das Schwert die zerstörerischen Streitigkeiten zwischen den christlichen Gemeinschaften in der Grabeskirche überlebte. Darunter die Kämpfe, die am 2.April 1757, einem Palmsonntag, stattfanden. 1808 wurde zudem die Ädikula durch einen Brand zerstört. Dies bedeutet, dass Moslems das Schwert mit größter Sorgfalt beschützt hatten, denn Christen durften in einem islamischen Land keine Waffen besitzen. Obwohl Gottfried von Bouillon das Schwert nie

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