4 4/2024 er Ort Kafarnaum wird im Alten Testament nicht erwähnt, obwohl erste Siedlungsspuren bis in die Mittlere Bronzezeit zurückreichen. Dagegen nimmt die Stadt im Neuen Testament eine herausragende Stellung ein. Jesus ist mit Kafarnaum so verbunden, dass der Evangelist Matthäus es seine Stadt nennt (Mt 9,1). Er schlug hier seinen Wohnsitz auf: Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war, kehrte er nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe (Mt 4,12–17). Nach einer Blüte in byzantinischer Zeit wurde Kafarnaum im 8. oder 9.Jahrhundert aufgegeben und nie mehr besiedelt. Die wenigen Pilger aus dem Mittelalter, die bis hierher vorgedrungen waren, beschreiben die Stadt als Ruinen oder als Wohnort einzelner Beduinen; so notiert der Dominikaner Burkard vom Berg Zion am Ende der Kreuzfahrerperiode: „Es ist ganz ärmlich; kaum sieben Hütten von armen Fischern stehen dort.“ Mehrere Besucher des Mittelalters sehen daher das Drohwort Jesu gegen die Stadt, „bis zur Unterwelt wirst du hinabsteigen“ (Mt 11,23), in Erfüllung gegangen. Im 17.Jahrhundert war die Erinnerung an den Ort ganz verloren gegangen, man suchte ihn weiter westlich, z.B. in Chirbet al-Minje. Erst im 19.Jahrhundert gab es Versuche, die Ruinen – die Araber nannten sie Tell Hum, was als Kurzform von Kafarnaum erklärbar ist – Kafarnaum – „Die Stadt Jesu“ Heinrich Fürst OFM/Gregor Geiger OFM D Übersichtsplan 1 – Kirche über dem Haus des Petrus 2 – Häuserstrukturen 3 – Synagoge 4 – Franziskanerkloster 5 – Statue des hl. Petrus 6 – Architekturteile © Studium Biblicum Franciscanum Chirbet al-Minje
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