IM LAND DES HERRN 8 4/2024 das enge Gegenüber von Kirche und Synagoge in Kafarnaum wirkt bis heute wie ein Symbol für ein Nebeneinander unterschiedlicher religiöser Gruppen. Ältestes Zeugnis für dieses erstaunliche Gegenüber ist der Reisebericht der Aetheria aus dem Jahr 383n.Chr. Darin heißt es: In Kafarnaum ist aus dem Haus des Apostelfürsten eine Kirche geworden; die Wände stehen bis heute so, wie sie waren. Dort heilte der Herr den Gelähmten. Dort steht auch die Synagoge, in der der Herr den Besessenen heilte, zu der man über viele Stufen hinaufsteigt. Die Synagoge ist aus quadratischen Steinen errichtet. Mehrere Erzählungen aus den Evangelien sind mit der Synagoge von Kafarnaum verbunden, siehe z.B. den oben erwähnten „Sabbat von Kafarnaum“ (Mk 1,21–39) oder die folgende Heilungsgeschichte: Nachdem Jesus alle seine Worte dem Volk zu Gehör gebracht hatte, ging er nach Kafarnaum. Ein Hauptmann hatte einen Diener, den er sehr schätzte, der war krank und lag im Sterben. Als der Hauptmann aber von Jesus hörte, schickte er jüdische Älteste zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du unter mein Dach einkehrst. Deshalb habe ich mich selbst auch nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen. Aber sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Denn auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selbst Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh! , so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Und als jene, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war (Lk 7,1–10). Dem entspricht das Kafarnaum des Johannesevangeliums in eigener Weise. Johannes bringt von den Taten Jesu nur eine kleine Auswahl und räumt dafür der Verkündigung umso mehr Platz ein. Gerade darin aber kommt die Synagoge von Kafarnaum zu der besonderen Auszeichnung als Ort der großen Brotrede nach der Speisung der Menge in der Wüste. Diese Rede wird zu einem Höhepunkt der Predigt Jesu in Galiläa. Ihr erster Teil spricht unter dem Bild des Brotes allgemein von der Heilsbedeutung des Glaubens an Jesus. Erst der letzte Teil der Rede ist eindeutig eucharistisch zu verstehen. So kommt es zu einer Scheidung unter den Anhängern Jesu. Diese Brotrede in der Synagoge von Kafarnaum lautet: Von Tiberias her kamen andere Boote in die Nähe des Ortes, wo sie nach dem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten. Als die Leute sahen, Hauptmann von Kafarnaum, Griechisch-orthodoxe Kirche
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