Franziskaner - Herbst 2020

Franziskus schaute den Bruder von oben bis unten an: »Germanicus, du bist ziemlich – sagen wir mal – umfangreich geworden.« »Na und – von einem guten Menschen kann es nie genug geben.« »Sag mal, was isst du denn am liebsten?« »Jeder isst das am liebsten, was es daheim gab.« »Also Schweinsbraten mit Sauerkraut und Klößen?« »Franziskus, bitte, begreif doch: Nicht alle Deutschen sind Bayern!« »Magst du lieber Maultaschen mit Kartoffelsalat?« »Ich bin auch kein Schwabe.« »Und wie wärs mit Grünkohl mit Pinkel?« »Ich komm doch nicht aus Norddeutschland.« Germanicus und sein Leibgericht »Hmm – wir Brüder wollten dir mal eine Freude machen und haben gedacht: was Gutes zu essen aus deiner Heimat. Aber ...« »Franziskus, ist Rom deine Heimat?« »Nein, da gehe ich nur hin, wenn ich muss.« »Ist Sizilien deine Heimat?« »Da verstehe ich den Dialekt so schlecht.« »Und wo ist deine Heimat?« »Ich weiß nicht so recht. Ich kann das gar nicht an einem Ort festmachen oder an einer Sprache. Vielleicht eher ... – Aber jetzt sag mir doch bitte, was du am liebsten isst!« »Das, worauf wir Kinder uns zu Hause am meisten freuten und was niemand so gut machte wie unsere Mutter: Spaghetti alla napoletana.« text helmut schlegel ofm illustration michael blasek ofm

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