Franziskaner - Winter 2021

11 franziskaner 4|2021 © alea horst hier in Deutschland wahrnehmen, dass dieWelt so nicht weitergehen kann. Ich berichte viel von den europäischen Außengrenzen, aber auch aus den Herkunftsländern, wie Afghanistan oder Syrien und unterstütze Initiativen, Organisationen und Vereine. Hier in Deutschland habe ich verschiedene Ausstellungen gemacht, halte Vorträge in Schulen oder auf Veranstal­ tungen und vernetze Sponsoren und Spender mit Projekten. Warummache ich das? Ganz einfach: Ich helfe, weil Menschen Hilfe brauchen. Anderen Menschen zu helfen ist nicht gut, sondern normal.Wer an der Situation an den Außengrenzen und in den Herkunftsländern nichts verändern will, der hat die Situation nicht verstanden. Die Verzweiflung und Perspektivlosigkeit sind riesig. Wie wir die Menschen in den Lagern behandeln, ist entsetzlich. In meinen Augen ist es Folter, wenn wir die Menschen extra schlecht behandeln, obwohl wir genug Geld und Ressourcen hätten, um anders zu handeln. Wer einmal Babys in die Augen geschaut hat, die ver­ hungern, wer mal Menschen erlebt hat, die jahrelang in Lagern leben müssen, wer mal Trümmer von Krieg und Zerstörung gesehen hat, der realisiert relativ schnell, was wirklich auf der Welt getan werden müsste. Mir ist Zuhören wichtig. Das scheinen wir alle verlernt zu haben.Wir kommen in eine Situation und haben eine vorgefertigte Meinung dazu.Wir wollen uns keine Zeit nehmen, hinzusehen, weil das auch irgendwie schmerzhaft ist. Erst wenn wir sitzen und zuhören, und das Gesehene und Gehörte auf uns wirken lassen, können wir entscheiden, wie wir handeln. Ich möchte mithelfen, dass sich die Menschen besser verstehen. Es kann nicht jede und jeder in ein Flüchtlingslager fahren und dort zuhören. Deshalb bringe ich Bilder und Geschichten mit nach Deutschland. Ich möchte, dass wir lernen, uns in andere hineinzuversetzen. Mein Plan ist, mit meinen Bildern und Geschichten mehr Menschen zu berühren. Aktuell plane ich eine Ausstellung im Bundestag. Mein erstes Buch »Manchmal male ich ein Haus für uns« erscheint imMärz 2022. Vor kurzem habe ich einen eigenen Verein gegründet (Alea e.V.), der langfristig meine Arbeit und die Nothilfe finanzieren soll. Ich möchte in Zukunft meine ganze Kraft in neue Utopien für eine bessere Welt stecken. Alea Horst (oben Mitte) mit Teilnehmenden eines Foto­ grafiekurses, den sie in einem tunesischen Jugendprojekt gab. Normalerweise steht sie hinter der Kamera. Strukturen sichtbar zu machen >> www.aleahorst.de

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