Franziskaner - Herbst 2022

40 franziskaner 3|2022 vivere Leben aus franziskanischer Inspiration Die Vivere-Bewegung darf durchaus als eine kleine Erfolgsgeschichte bezeichnet werden, finden Andrea und Dieter Bruns. Das Paar lebt imUmland von Osnabrück und ist seit der Gründung der Bewegung im Jahr 2015 dabei. »Wir haben uns schon vorher für franziskanische Spiritualität interessiert. Als sich zum Beispiel erstmals ein Papst Franziskus nannte, wolltenwir dochwissen, was es damit auf sich hat«, meint Dieter Bruns augenzwinkernd und berichtet von einer Seminarreihe zur franziskanischen Spiritualität in Haus Ohrbeck, die sie gemeinsam besucht hatten. Als die Kinder aus demHaus waren, zogen sie nochmals um, und so wurde die in der Nähe ihres Heimatortes gelegene franziskanisch geprägte Bildungsstätte Haus Ohrbeck über die Jahre zu einem festen Bezugspunkt. Als im Jahr 2015 zum Gründungstreffen einer neuen franziskanischen Bewegung eingeladen wurde, war es für die beiden naheliegend, daran teilzunehmen. Die Anfänge von Vivere gingen auf eine Initiative des Franziskanerordens zurück. Hermann Schalück OFM, Thomas Abrell OFM, Martin Lütticke OFM, Johannes Küppers OFMund Helmut Schlegel OFMhatten franziskanisch interessierte Laien eingeladen, gemeinsamnachzudenken, wie ein Leben aus franziskanischer Inspiration aussehen kann. Als Frage stand auch im Raum, wie das franziskanische Charisma in die Zukunft getragenwerden kann – eine Zukunft, in der es wohl kaum noch so viel franziskanisches Ordensleben inDeutschland geben wird wie heute. Doch trotz der »Geburtshilfe« durch den Orden der Franziskaner ist Vivere eine eigenständige Bewegung. »Wir sind Laien und unabhängig vomOrden, werden aber von Brüdern begleitet, wo es möglich ist. Wir haben keine feste hierarchische Struktur, und jede Gruppe regelt den Umgang untereinander in eigener Verantwortung«, berichtet Andrea Bruns. Heute ist ihre Gruppe in Ohrbeck eine von derzeit zwölf Vivere-Gruppen, die sich bundesweit etabliert haben. Eine der Gruppen mit bundesweit verstreut lebenden Mitgliedern trifft sich online. »Über 100 Menschen gehören dazu«, freut sich Andrea Bruns. »Mein Mann und ichsindzwar auchnochauf anderen franziskanischenWegenunterwegs, inderWeggemeinschaft derMauritzer Franziskanerinnen zumBeispiel, die ichderzeit gemeinsammit einerOrdensschwester leite. Aber zwischen all den Puzzleteilen, die unser franziskanisches Leben ausmachen, hat uns Vivere ganz besonders angesprochen, weil es so viel Freiheit bietet. Hier ist jedeund jederwillkommen. Eswirdnichtmal gefragt, ob jemand Kerstin Meinhardt »Vivere bedeutet Leben. Leben als Geschenk und Aufgabe war die Vision von Franziskus und Klara von Assisi. Unter Vivere verstehen wir die Bewegung, in der wir gemeinsam nach einemWeg suchen, das Evangelium in franziskanischer Spiritualität zu leben – zunächst in unserem jeweiligen persönlichen Alltag, aber auch mit der Perspektive, Gemeinschaftsleben zu wagen. Unser Glaube ist unsere gemeinsame Kraftquelle.« >>www. vivere-leben.de Andrea und Dieter Bruns einer Religionsgemeinschaft angehört, Voraussetzung ist allein das Teilen der franziskanischenWerte. Es hat alles vielWeite.«Doch Strukturengibt es bei Vivere dennoch, nur so sei Kontinuität zugewährleisten, meint Dieter Bruns: »Zur Abstimmung der Gruppen gibt es eine Koordinierungsrunde, die denAustausch der Gruppenuntereinander sicherstellt und auch unser jährliches überregionales Treffen und andere gemeinschaftliche Projekte vorbereitet.« Die Ohrbecker Gruppe trifft sich einmal im Monat. Gelegentlich kommt der Franziskaner Thomas Abrell zu den Treffen der Gruppe. »Aber er ist ein normales Gruppenmitglied, denn wir sind nicht an den Orden gebunden. Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe«, so Andrea Bruns. Beiden ist auch das gemeinsame Tun als Gruppe ein Anliegen. »Der persönliche Austausch und das gemeinsame Verständigen auf die Werte, die uns tragen, sind wichtig. Bildungsarbeit hat einen Platz und vor allem auch das gemeinsame Gebet. Aber wir wollen mehr. Wir wollen rausgehen und uns in Zukunft stärker gemeinsam engagieren. Vor der Pandemie hatten wir schon ein konkretes Projekt überlegt, um franziskanisch tätig zu werden, aber da hat uns Corona

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=