Franziskaner - Frühling 2023

31 FRANZISKANER 1|2023 Insgesamt besteht das Team aus 20 ehrenamtlich Helfenden, Stefano Casagrande und Bruder Jürgen. Unterstützung erfährt Bruder Jürgen auch durch seine franziskanischen Mitbrüder Athanasius und Ronald, die ihm mit ihrer langen Erfahrung zur Seite stehen. Vom Schmalzbrot zur Suppenküche 1908 kommt der Franziskaner Firminus Wickenhäuser nach Düsseldorf. Er arbeitet als Restaurator für Kirchen und Kapellen und an der Pforte des Franziskanerklosters, wo er damit beginnt, Schmalzbrote an Menschen zu verteilen, die an der Klosterpforte um Essen bitten. Im gesamten Düsseldorfer Raum ist er bald unter dem Namen »Herrgottsbrüderle von Düsseldorf« bekannt und wird neben seiner Hilfsbereitschaft vor allem für seinen Humor geschätzt. Er stirbt 1939. Sein Grab befindet sich heute in der Kirche St. Mariä Empfängnis, der jetzigen Klosterkirche der Franziskaner, direkt neben der Bruder FirminusKlause. Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt mit Franziskaner Max Diedershagen ein Neuanfang. Der Bruder, der einen Arm im Krieg verloren hat, schmiert Brote, indem er sie mit Nägeln an einem Brett befestigt, bevor er sie genau wie Firminus an der Pforte an die Armen und Obdachlosen verteilt. Nach seinem Tod übernimmt sein Neffe Klaus-Dieter Diedershagen OFM seinen Dienst an der Pforte. Er will die Armenspeisung ausbauen und startet einen öffentlichen Aufruf. Durch Spenden, viele Helfer:innen und durch die Unterstützung der »Düsseldorfer-Jonges« (großer Düsseldorfer Heimatverein) eröffnet 1996 im Klosterhof ein Speisesaal. Zusätzlich gibt es WC- und Duschcontainer und eine Kleiderkammer. Bis 2017 wird die Leitung abwechselnd von den Franziskanern Klaus-Dieter Diedershagen und Antonius Schütze übernommen. Ab 2017 übernimmt Werner Schütze, der leibliche Bruder von Antonius, nach dessen plötzlichem Tod die Leitung der Suppenküche. Unterstützt wird er durch Athanasius Spies, der auch heute noch Bruder Jürgen mit Rat und Tat zur Seite steht. Durch die Schließung des alten Düsseldorfer Klosters muss auch die Klause im Februar des gleichen Jahres ihren bisherigen Standort verlassen. Übergangsweise werden von der Stadt Düsseldorf Räumlichkeiten hinter dem Bahnhof zur Verfügung gestellt, die für die nächsten sechs Monate genutzt werden. Im Oktober 2017 zieht die Klause dann in die Oststraße 40. Das Gebäude befindet sich direkt neben der Kirche St. Mariä Empfängnis und bietet einen modernen Speisesaal, Toiletten, einen Servicebereich, eine Industrieküche sowie Lager- und Tiefkühlräume. Der Kölner Weihbischof Steinhäuser, vormaliger Stadtdechant von Düsseldorf, hat viel zum Bestehen der Klause beigetragen und ermöglichte, dass die Pfarrgemeinde die Räumlichkeiten an der Oststraße kostenlos der Bruder FirminusKlause zur Verfügung stellt. Glasfenster aus der alten Klosterkirche an der Immermannstraße schmücken den Speiseraum und sind ein besonderer Blickfang. Sie erinnern an den Ursprung im dortigen Klostergarten. Seit 2022 leitet nun Bruder Jürgen die Einrichtung, die einen festen Platz in der Stadtgesellschaft einnimmt und den Kern der Pastoral des Düsseldorfer Franziskanerkonvents darstellt. Bruder Jürgen, der nach einigen Jahren als Mitglied der Generalleitung des Ordens in Rom nach Deutschland zurückgekehrt ist, betont, dass er Entscheidungen nie alleine trifft, sondern immer in Absprache mit dem Team der Klause. Derzeit liegt die Zahl der täglichen Besucher:innen zu Monatsanfang bei 80 bis 90 Personen und steigt bis zum Monatsende auf 150 bis 160 Menschen. Ehrenamtliche Hilfe und Spenden Eine solche Einrichtung lebt vom ehrenamtlichen Engagement der Menschen. Einige der Helfer:innen begleiten die Klause schon seit der Eröffnung der ersten Klause im Klosterhof in der Immermannstraße. Sie sind der Motor der FirminusKlause. Bruder Jürgen, wie auch seine Vorgänger, versucht mit kleinen Aufmerksamkeiten und Ausflügen die Wertschätzung für dieses Engagement auszudrücken. Ein Konzert im letzten Jahr mit über 200 Gästen oder eine Fahrt nach Rom, wo Bruder Jürgen vier Jahre lang lebte, sind Beispiele dafür. Koch Stefano Casagrande kocht an sechs Tagen pro Woche für die Bedürftigen © LUKAS NEU

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=