Franziskaner - Frühling 2023

35 FRANZISKANER 1|2023 Mosambik Mosambik an der Südostküste des afrikanischen Kontinents gelegen hat ca. 32 Millionen Einwohner:innen auf einer Fläche, die ungefähr der Frankreichs und der »alten« Bundesrepublik entspricht. Die ehemalige portugiesische Kolonie – unabhängig seit 1975 – ist auch als Folge eines langen Bürgerkrieges nach Ende des Unabhängigkeitskrieges immer noch einer der ärmsten Staaten der Welt. Seit vor gut zehn Jahren vor der Küste der nordöstlichen Provinz Cabo Delgado umfangreiche Öl- und Gasfelder entdeckt wurden, wird dem Staat ein großes wirtschaftliches Potenzial attestiert. In der Provinz Cabo Delgado leben ca. 2,5 Millionen Menschen auf einer Fläche, die etwa der gemeinsamen Fläche der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen entspricht. Es ist eine Region, die selbst für mosambikanische Verhältnisse als besonders benachteiligt gilt. Von den wirtschaftlichen Versprechen hat die mehrheitlich muslimische Bevölkerung Thomas Kleinveld Eine Schwester der Franziskaner-Missionarinnen Mariens im Gespräch beim Besuch eines von staatlichen Stellen eingerichteten Lagers in Cabo Delgado – in Mosambik insgesamt bekennen sich 18 % zum Islam, 28 % sind Katholik:innen, und ca. 37 % gehören anderen christlichen Gemeinschaften an – bisher nicht viel profitiert. Seit 2017 begannen islamistische Gruppen, die sich selber zum sogenannten Islamischen Staat bekennen, mit terroristischen Überfällen in Cabo Delgado, die 2021 fast zur Machtübernahme in der Provinz führten. Durch das Eingreifen von Soldaten anderer afrikanischer Staaten – vor allem aus Ruanda und Südafrika – aufseiten der mosambikanischen Regierung konnten die Überfälle der islamistischen Aufständischen bis zum Frühjahr 2022 zunächst eingedämmt werden. Doch schon im Herbst 2022 eskalierte die Gewalt wieder, sodass mit einem schnellen Ende der gewaltsamen Auseinandersetzungen und Überfälle bis heute nicht gerechnet werden kann. Die Schwestern haben begonnen, einige der Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren, die sie beobachtet haben oder die ihnen bei ihren Besuchen in den Lagern mitgeteilt wurden. Mithilfe von Franciscans International machen sie die internationale Gemeinschaft darauf aufmerksam, um ein Licht auf einen weitgehend vergessenen Konflikt zu werfen. So haben sie auch damit begonnen, die Rolle der verschiedenen Geschäftsinteressen anzusprechen, insbesondere angesichts der hohen Energiepreise, die durch den Krieg in der Ukraine verursacht werden und den Konflikt wieder neu anheizen. Im Grunde genommen versuchen sie, die Regierung dazu zu bringen, ihrer Verantwortung gegenüber ihren eigenen Bürgern gerecht zu werden. Mit der Zeit entwickeln sich die Lager, die anfangs als Notunterkünfte dienten, zu dauerhaften Siedlungen. Da sie jedoch isoliert und weit entfernt von anderen Städten liegen, fehlt es noch immer an vielen wichtigen Dienstleistungen, von der Gesundheitsversorgung bis hin zur Bildung. Neben diesen dringenden Aufgaben beschäftigt die Schwestern hier insbesondere auch die Frage: »Wie können wir den Geist der Menschen wecken – damit sie spüren, dass sie trotz allem Leid immer noch eine Person sind, mit Würde und Respekt?«

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