Franziskaner - Sommer 2023

12 FRANZISKANER 2|2023 Gletscher werden verschwinden und können unsere Flüsse nicht mehr speisen, was für deren Pegel dramatisch sein wird. Immer mehr Regionen werden von sinkenden Grundwasserständen betroffen sein, dabei werden fast 70 % unseres Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Trinkwasser ist bereits heute ein kostbares Gut. Die zu lösende Aufgabe lautet: Wie halten wir das Wasser in unseren Böden? Nirgends sind die Folgen fehlenden Wassers sowohl in Oberflächengewässern wie auch in der Tiefe so sichtbar wie in unseren Wäldern. Die Verteilungskämpfe ums Wasser werden unausweichlich zunehmen. Höchste Zeit, sich der täglichen Wasserverschwendung bewusst zu werden und einen anderen Umgang mit »Schwester Wasser« zu üben, wie der heilige Franziskus sie in seinem Sonnengesang nannte. Im Jahr 2020 verbrauchte jede und jeder von uns in Deutschland im Schnitt pro Tag 129 Liter. Zwei Drittel gehen für Körperpflege, Toilettenspülung und das Wäschewaschen drauf. Vor 30 Jahren war es deutlich mehr, doch in den letzten drei Jahren stieg der Verbrauch erneut an. Wir alle können unsfragen, wo im Alltag Routinen verändert oder wo eventuell sogar leicht umsetzbare Wassersparelemente eingebaut werden können. Unterm Strich haben wir in Deutschland eine hohe Wassereffizienz; unsere Trinkwasserleitungen sind sehr gut in Schuss, was in anderen Ländern mit maroder Infrastruktur deutlich anders ist. In Italien zum Beispiel geht die gleiche Menge, die bei den Wassernutzenden ankommt, unterwegs in defekten Leitungen verloren. Dennoch ist auch in einem wasserreichen Land noch »Luft nach oben«, was den Umgang mit dem kostbaren Nass betrifft. Auch Innovationen sind gefragt. Ein gelungenes Beispiel ist der Einsatz von Tröpfchenbewässerung im Wurzelbereich der Pflanzen statt künstlicher Beregnung von oben zur Hauptverdunstungszeit des Tages. »Das Gute immerhin ist, dass das Meiste, was den Landschaftswasserhaushalt betrifft, sich regional abspielt, und das bedeutet, dass wir hier auch regional eingreifen können«, hofft der Grundwasserökologe Dr. Hahn. »Wir haben Einfluss darauf, wie das Wasser in der Landschaft zurückgehalten wird, ob Wasser versickern kann, ob und in welchem Maß wir unser Grundwasser nutzen oder übernutzen, ob wir Wasser sparen.« Der Wissenschaftler ist sich sicher, dass trotz der globalen Klimakrise sehr viel durch den eigenen Umgang mit dieser Lebensgrundlage erreicht werden kann, wenn denn der politische Wille und die gesellschaftliche Bereitschaft dazu vorhanden sei. wenigstens für die Toilettenspülung oder das Rasensprengen nicht Trinkwasser bester Qualität aus dem Vogelsberg geraubt wird«, meint ein betroffener Landwirt. Mittlerweile sind die Frankfurter Wasserwerke dazu übergegangen, Mainwasser aufzubereiten und versickern zu lassen, um das Grundwasser künstlich mit Oberflächenwasser aufzufüllen, denn das Grundwasser geht auch in der Stadt selbst zur Neige. Ein Viertel des Bedarfs der Stadt wird unter dem Frankfurter Stadtwald gefördert. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt, und der Frankfurter Stadtwald stirbt – über 95 % der Bäume sind bereits stark geschädigt. Die Frankfurter Umweltdezernentin fürchtet, dass in ein bis zwei Jahren die grüne Lunge der Stadt ohne Bäume dastehen wird, mit dramatischen Folgen für das Stadtklima, die Aufenthaltsqualität in der Stadt und die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner. Aufgeheizte Betonwüsten werden nicht nur in Frankfurt, sondern vielerorts die Folge sein, denn für die künstliche Bewässerung von Stadtbäumen wird das Wasser fehlen. Ein anderer Umgang ist die einzige Lösung Die Klimakrise wird uns in Mitteleuropa auch künftig vor allem als Wasserkrise begegnen. Dass die Alpen und ihre dahinschmelzenden Gletscher eigentlich die Wasserversorgung Europas sind, wird oftmals übersehen. 60 % des Rheinwassers stammt aus den Alpen. Doch die Essen, Trinken 4 % Geschirrspülen 6 % Wäsche waschen 12 % Toilettenspülung 27 % Baden, Duschen, Körperpflege 36 % Raumreinigung, Garten 6 % Kleingewerbeanteil 9 % Dafür verbrauchen wir Leitungswasser Im Jahr 2020 verbrauchte jeder Haushalt in Deutschland jeden Tag durchschnittlich 129 Liter Wasser pro Person (Anteile in Prozent). Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Zusätzlich ist in den von uns konsumierten Lebensmitteln, Kleidungsstücken und anderen Produkten indirekt Wasser enthalten, das für ihre industrielle Herstellung eingesetzt wurde. Dieses Wasser wird als virtuelles Wasser bezeichnet. Pro Person entsteht durch den Konsum ein Wasserfußabdruck von rund 7.200 Liter täglich.

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