Franziskaner - Sommer 2023

19 FRANZISKANER 2|2023 bruch von Wirtschaftsbeziehungen. Das kann für die wirtschaftliche und soziale Lage der betroffenen Menschen durchaus verheerende Konsequenzen haben – auch ohne Krieg. Ein Grund, warum Wasserkonflikte bisher kaum zu zwischenstaatlichen Kriegen geführt haben, liegt wohl daran, dass die Chancen, einen Wasserkonflikt mit Gewalt zu lösen, extrem niedrig sind. Die Auswirkungen auf die regionalen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen wären so negativ, dass bisher eine militärische Option als nicht zielführend erachtet wurde. Stattdessen gab es häufiger eine Eskalation auf der verbalen Ebene. Wobei dies wohl wie im Falle Ägyptens gegenüber Äthiopien eher zur Befriedigung des Nationalgefühls der eigenen Bevölkerung diente oder wie im Falle des Irans gegenüber Afghanistan zur Ablenkung von eigenen hausgemachten Problemen wie einer schlechten Leitungsinfrastruktur und einem unzureichenden Wassermanagement. In einem Beitrag für die Welthungerhilfe im letzten Jahr beschrieben Sie die überwiegend kooperationsfördernden Wirkung von Wasser. Können Sie uns Beispiele für gelingende Wasserkooperationen nennen? Bekannt sind eher die problematischen Wasserkonflikte mit Eskalationspotenzial wie die Situation der Nilanrainer, der israelisch/palästinensische Wasserkonflikt um das Jordanwasser, die türkischen Stauseen am Euphrat und Tigris mit Folgen für Iran und Syrien, die Wasserkonflikte in Zentralasien und zwischen Afghanistan und Iran. Doch das ist derzeit eine vergleichsweise kleine Anzahl. Denn es gibt 313 grenzüberschreitende Flüsse und mehr als 300 grenzüberschreitende Grundwasserkörper. Und bei der weit überwiegenden Anzahl läuft es viel kooperativer als in den erwähnten Fällen – wir sehen diese nur seltener in den Nachrichten. Bevor ich Beispiele von Kooperationen benenne, möchte ich darauf hinweisen, dass es auch so etwas wie Nichtzusammenarbeit gibt, ohne dass dies gleich zu massiven Konflikten führt, allerdings häufig auch zu schlechtem Wassermanagement und Folgen Dr. Susanne Schmeier ist assozierte Professorin am IHE Delft – Institute for Water Education. Ihr Forschungs- und Beratungsschwerpunkt sind Konflikte und Kooperationen im Zusammenhang mit Wasserressourcen. Davor leitete sie u. a. den Bereich »Grenzüberschreitendes Wasser« bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Konflikte ums Wasser nehmen in vielen Regionen zu Zahl der Wasserkonflikte1 weltweit nach Regionen 2010 bis 2019 2000 bis 2009 7 13 2 18 10 18 0 61 68 111 150 388 Nordamerika + 43 % Afrika + 121 % Asien + 250 % Australien und Neuseeland Europa + 38 % Lateinamerika und Karibik + 239 % Informationen entnommen dem »Handelsblatt« Infografik der Woche vom 22. März 2023, dem UN-Weltwassertag Quellen: CRED, Pacific Institut, Aongemäß Statista 1 Gezählt werden Vorfälle, in denen Wasser als Waffe in einem Konflikt genutzt wird oder bei denen Wasser Ursache eines Konflikts und Ziel von Gewalt ist. © HANS DE LIJSER

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