Franziskaner - Sommer 2023

20 FRANZISKANER 2|2023 für die Umwelt und die Bevölkerung. So etwas haben wir im letzten Jahr beim dramatischen Fischsterben an der Oder gesehen. Der Konflikt ist nicht eskaliert. Niemand in Deutschland hat gesagt gesagt oder auch nur gedacht, wir sprengen den Polen ihre Industrieanlagen weg. Aber natürlich gibt es hier durchaus noch größere Defizite im nachhaltigen Wassermanagement und bisher eher wenig Kooperation in diesem konkreten Fall den Fischsterbens. Als gutes Kooperationsbeispiel fällt mir die Zusammenarbeit im Einzugsgebiet des Oranje-Flusses im südlichen Afrika ein. Es umfasst die Länder Lesotho, Südafrika, Namibia und Botswana. Im Prinzip seit den 1980er Jahren gibt es ein gemeinsames Wassermanagement, wodurch beispielsweise der Großraum Johannesburg, das bevölkerungsreiche industrielle Zentrum Südafrikas, mit Wasser aus dem wasserreichen Lesotho versorgt wird. Ab dem Jahr 2015 gab es aufgrund einer extremen Dürreperiode im südlichen Afrika eine große Wasserknappheit. Hiervon war auch Botswana sehr stark betroffen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte der Stausee, der Wasser für die Hauptstadt Gaborone zur Verfügung stellt, noch einen Füllstand von drei Prozent. In dieser angespannten Situation, in der man annehmen konnte, sie würde zu massiven Konflikten führen, war den Beteiligten schnell klar, dass sie das Wasserproblem nur gemeinsam angehen konnten. Noch auf dem Meeting der Wasser-Minister wurde entschieden, die bestehende Infrastruktur zwischen Lesotho und Südafrika zu erweitern, um auch Botswana Wasser aus Lesotho zur Verfügung zu stellen. Das heißt nicht, dass hier immer auch ökologisch nachhaltige Lösungen umgesetzt werden. Insbesondere ist noch unklar, welche Konsequenzen dies für die Landwirtschaft und die Umwelt in Namibia hat, wo am Unterlauf des Flusses mit großem Wasserbedarf viel Gemüse und Obst auch für den Export angebaut wird. Doch immerhin wurde in einer sehr konfliktträchtigen Situation ein gemeinsamer kooperativer Weg eingeschlagen, der allen helfen kann. Sind die Möglichkeiten für solche Kooperationen nicht ganz wesentlich vom bereits bestehenden Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten abhängig? In der Tat. Wo die Beziehungen zwischen Ländern insgesamt nicht gut sind, ist auch die Kooperation um Wasser deutlich schwieriger. Durch praktizierte Kooperation bildet sich zumeist wachsendes Vertrauen, und daraus entwickelt sich vertiefte Kooperation, sodass bei unserem Thema dann weniger politische Akteurinnen und Akteure, sondern Fachleute für Wassermanagement zusammensitzen und nach praktischen Lösungen suchen. Gleichzeitig gibt es auch ein paar interessante und positive Beispiele, wo Wasserkooperation trotz schlechter regionaler Beziehungen weiter aufrechterhalten wurde. Ich denke da an Mauretanien und Senegal Ende der 1980er Jahre, wo die beiden Staaten kurz davorstanden, gegeneinander in den Krieg zu ziehen und faktisch die Wasserkooperation bezüglich ihrer gemeinsamen Flussgebiete der einzige Kommunikationskanal war, der offen blieb. Wie kann die Bereitschaft, zu kooperativen Lösungen zu kommen, extern unterstützt werden? Es geht erst einmal darum, den beteiligten Akteuren aufzuzeigen, dass Nichtzusammenarbeit oder sogar eine gewaltsame Eskalation sehr negative Konsequenzen nach sich ziehen, – höhere politische, ökonomische und soziale Kosten und keine nachhaltigen Ergebnisse zeitigen. Während zunehmende Kooperation mit bestimmten Gewinnen nicht nur im Sinne von besserem Wassermanagement, besserer Wasserverfügbarkeit, sondern auch politischer Reputation und gesellschaftlicher Stabilität verbunden ist. Cherson in der Ukraine – eine Stadt unter Wasser. Bei der Sprengung des Kachowka-Staudamms kamen unzählige Menschen zu Tode. Wasser wurde schon häufig als Waffe im Krieg eingesetzt. Doch die Sprengung dieses Staudamms, der einer der größten Osteuropas war, ist eine neue Dimension im Krieg Russlands gegen die Ukraine und eine Katastrophe mit ungeheuren, über viele Jahrzehnte wirkenden Folgen. © LIBKOS – PICTURE-ALLIANCE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQ1NDk=