31 FRANZISKANER 2|2023 Bert Gerresheim Zu Ostern 1976 machte sich Bert Gerresheim wieder einmal auf den Weg nach Italien. Dieses Mal wollte er dem Geheimnis des heiligen Franziskus auf die Spur kommen. Auf dem Berg La Verna, wo Franziskus kurz vor seinem Tod die Wundmale erhielt, begab sich der Künstler unbemerkt in die Höhlen, um dort zu übernachten. Einige Tage lang hielt er es bei eisigen Temperaturen und ohne Essen aus, bis die Brüder des Klosters auf ihn aufmerksam wurden und das Experiment beendeten. »Es war der Horror, aber ich wollte mit dieser körperlichen Extremsituation das Authentische herausfordern«, so Gerresheim. Später in Düsseldorf berichtete er den Franziskanern von seinen unmittelbaren Erfahrungen auf dem La Verna: »Ich habe den Brüdern hier Dinge zugemutet, an die sie noch nie gedacht hatten, die aber die Existenz des Franziskus berühren.« Aus dieser intensiven Erfahrung entstand das »La-Verna-Protokoll«, 66 Vexierbilder, die zuletzt 2015 als Skizzenbuch veröffentlicht wurden. ein franziskanisch inspirierter Künstler Schon in der Kinder- und Jugendzeit kam Bert Gerresheim immer wieder mit dem heiligen Franziskus in Berührung: »Ich war fasziniert von der Bildgestaltung über Franziskus, der in der Kunstgeschichte nach Jesus und Maria einer der am meisten dargestellten Personen ist.« Und so war es nicht verwunderlich, dass er sich im Laufe seines langen Lebens immer wieder intensiv mit Franziskus und franziskanischen Themen auseinandersetzte und dies bis heute in zahlreichen Kunstwerken ausdrückt. Bert Gerresheim – hier mit dem Modell des »Bruder Tod«, der Skulptur, die er für den Werler Franziskusweg (s. S. 33) schuf – wurde 1935 in Düsseldorf geboren, wo er heute noch lebt und arbeitet. Von 1956 bis 1960 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Otto Pankok, einem der bedeutenden deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Ab 1960 folgte ein Lehramtsstudium an der Universität in Köln. Nach dem Staatsexamen für das Lehramt 1963 war er bis 1990 am Düsseldorfer Lessinggymnasium als Deutsch- und Kunstlehrer tätig. 1967 erhielt Bert Gerresheim ein einjähriges Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom und war zwischen 1974 und 1978 mehrmals zu mehrmonatigen Studienaufenthalten in der Villa Romana, einem Künstlerhaus in Florenz, zu Gast. Als gläubiger Christ stehen zumeist christliche Themen im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Vor allem seine Bronzeplastiken finden sich in zahlreichen deutschen Städten, auf öffentlichen Plätzen, in Gebäuden und Kirchen, stehen aber auch im Museum of Modern Art in New York, in den Vatikanischen Museen, im Museo de Santa Teresa in Ávila und weiteren Orten in Europa. Seit 1976 ist Bert Gerresheim Mitglied des OFS – ordo franciscanus saecularis – des Ordens der franziskanischen Weltleute, der Laienbewegung der franziskanischen Familie. Jürgen Neitzert OFM * * Einen ausführlichen Beitrag von Bruder Jürgen Neitzert zu Bert Gerresheim finden Sie auf ▶▶ www.franziskaner.de
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