Franziskaner - Sommer 2023

38 FRANZISKANER 2|2023 Projekten entstehen dann oft weitere Ideen«, so Bruder Matthias Maier. »Die weltweite Präsenz der franziskanischen Familie ermöglicht so ein wunderbares Netzwerk, das für die Menschen unschätzbare Vorteile bringt. Helfen bedeutet Veränderung. Nicht nur in den jeweiligen Regionen und Projekten, sondern auch in den Köpfen. Auch wir lernen durch die Projekte und unsere Partner:innen jedes Mal aufs Neue eine Menge dazu.« So wie helfen Veränderung bewirkt, ist es für ein Hilfswerk ebenso wichtig, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ereignisse in der Welt brachten neue Aufgaben mit sich. Die Ahrtal-Hilfe nach der Flutkatastrophe mit Unterstützung der Franziskanerschwestern in Nonnenwerth war die erste größere Projektförderung innerhalb Deutschlands, auf die weitere folgen sollten. Die Corona-Zeit brachte neue Herausforderungen: medizinische Nothilfen wie Sauerstoffgeräte und Masken für Brasilien und Indien wurden dringend nötig; genauso wie Soforthilfen bei vielen Menschen, deren Jobs durch die Pandemie weggefallen waren und die ihre Familien nicht mehr ernähren konnten. Manche Bauprojekte gerieten durch die Folgen der Corona-Krise ins Stocken. Durch den Angriffskrieg auf die Ukraine wurde hier plötzlich wesentlich mehr Hilfe gebraucht, aber auch viele afrikanische Länder waren durch die steigenden Lebensmittelpreise stark von dem Ukraine-Krieg betroffen. Nicht nur Projektschwerpunkte, auch Name und Adresse des Hilfswerks änderten sich. Obwohl unser franziskanisches Hilfswerk weiterhin als Verein juristisch die Missionszentrale der Franziskaner e.V. bleibt, kommuniziert die Organisation seit 2022 mit dem Namen »Franziskaner Helfen« nach außen. »Wir wollten einen Namen für unser Hilfswerk, der kürzer, klarer ist und mehr erklärt«, beschreibt Leiter Matthias Maier diese Entscheidung. »Wir wollten im neuen Namen das Franziskanische mehr in den Fokus rücken, genau wie die Hilfe der Schwestern und Brüder vor Ort.« Im Frühling letzten Jahres zog »Franziskaner Helfen« von Bad Godesberg in die Bonner Innenstadt. »Wir denken, es war ein wichtiger Schritt, um besser wahrgenommen zu werden, aber auch um Strukturen zu verschlanken und besser erreichbar zu sein«, so Bruder Matthias Maier. Der Mut zu Neuem, zur Veränderung und zum Wandel sei wichtig – in diesen Zeiten mehr denn je. Weitere Bereiche des Hilfswerks sind die Bildungsarbeit, der Freiwilligendienst und das Engagement im Bereich der ethisch-nachhaltigen Geldanlage mit der terrAssisi-­ Fondsfamilie. Bildungsarbeit mit der Franziskanischen Zukunftswerkstatt setzt sich eine Aufklärungsarbeit zum Ziel, die globale Zusammenhänge und strukturelle Ungleichheiten sichtbar macht, welche die multiplen Krisen unserer Zeit verursachen. Mit der Zukunftswerkstatt möchten wir auch franziskanisch inspirierte Blickrichtungen aufzeigen. Dazu werden aktuelle Fragen in der halbjährlich erscheinenden Zeitschrift »Grüne Reihe« mit Beiträgen zu globalgesellschaftlichen Themen aufgegriffen oder bei regelmäßigen Vorträgen und Diskussionen der Veranstaltungsreihe »Zukunft Jetzt!« diskutiert. Diese Veranstaltungen werden auch online live gestreamt und können im Nachgang bei YouTube angesehen werden kann. Das Angebot des Freiwilligendienstes von »Franziskaner Helfen« bietet jungen Menschen die Möglichkeit, für ein Jahr in Projekten der franziskanischen Partner:innen in Lateinamerika, Asien und Afrika mitzuwirken. Es ist gewünscht, dass die jungen Menschen ihre Ideen in den Projektorten einbringen und das Geschehen eigenverantwortlich und aktiv mitgestalten. Der franziskanische Freiwilligendienst versteht sich dabei als entwicklungspolitischer Lerndienst und beteiligt sich am Gemeinschaftswerk »weltwärts« des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie zivilgesellschaftlicher Organisationen. 2009 war das Startjahr für die terrAssisi-Fondsfamilie – ein solides Engagement im Bereich der ethischen Geldanlage, der strenge Nachhaltigkeitskriterien zugrunde liegen. Mit gutem Gewissen Vermögen vermehren und gleichzeitig Hilfsprojekte in aller Welt fördern; Renditen erwirtschaften, aber nicht auf Kosten von Menschlichkeit, ethischen Normen und Verantwortung. So kann mit diesen Fonds die Entwicklung einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Marktwirtschaft gefördert und ein wichtiger Beitrag für mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Achtung unserer Umwelt gegenüber geleistet werden. Hilfe leisten, eigenständige Entwicklung fördern und sich mit anderen vernetzen sind jedoch weiter die Kernaufgaben von »Franziskaner Helfen«. So auch in Syrien, wo neben der aktuellen Nothilfe seit vielen Jahren auch Bildungsprojekte für Kinder gefördert werden. »Solange es Armut gibt in der Welt, ist es unsere franziskanische Berufung, sich verstärkt für diese Menschen in der Welt einzusetzen«, sagt Bruder Matthias Maier. »Denn wer Not sieht und teilt, hilft nicht nur anderen, sondern betet ohne Worte und gibt sich selbst nicht auf.« Bildung ist eine wesentliche Bedingung für Entwicklung. Die Franziskanerin Schwester Stella unterrichtet an einer Grundschule in Nakuru, einer Großstadt mit 570.000 Einwohner:innen, die auf knapp 2000 Meter Höhe in Zentralkenia liegt. »Franziskaner Helfen« unterstützt wie auch in vielen anderen Ländern diese Schule insbesondere bei dringend nötigen Bau- und Renovierungsarbeiten.

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