9 FRANZISKANER 2|2023 Deutschland hat grundsätzlich genug Wasser. Doch nach fünf Dürrejahren sinken in manchen Teilen des Landes die Grundwasserpegel. Ist unsere Versorgung mit Trinkwasser in Gefahr? Fließendes und sauberes Wasser ist weltweit und in der Menschheitsgeschichte ein Luxusgut. Für uns ist dauerhaft zugängliches, kostengünstiges Wasser aus der Leitung eine Selbstverständlichkeit. Doch Zweifel werden wach, ob das so bleiben wird. Noch nie gab es so viele Entnahmeverbote für Oberflächenwasser wie im vergangenen Jahr. In diesem Jahr schränkten einige Kommunen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bereits im Juni die Wassernutzung deutlich ein. Tagsüber darf dort aus Flüssen, Bächen, Gräben und Teichen kein Wasser mehr entnommen werden. Viele Gärtnerinnen und Gärtner sind ratlos. Kommt bald ein Bewässerungsverbot für Trinkwasser? Die Regentonnen in ihren Gärten sind jedenfalls schon lange leer. Nach einem hoffnungsvoll stimmenden feuchten Frühjahr war dann schon der Mai zu trocken. »Wir hoffen von Woche zu Woche auf Regen, aber es kommen nur ein paar Tropfen. Oder es gibt Extremwetter mit Starkregen, der uns die Keller volllaufen lässt und den der trockene Boden nicht aufnehmen kann«, so ist es auch in eigentlich regenreichen Gegenden wie dem Taunus zu hören. Die Klimakrise wird in diesen Tagen zur Wasserkrise. Mittlerweile wird der Zisterneneinbau in vielen Neubaugebieten zur Pflicht gemacht. Eine historische Trockenperiode Die große Trockenheit ist offensichtlich. Unsere Flüsse drohen zum Rinnsal zu werden, die Felder vertrocknen mancherorts. Der nicht zur »Alarmismusfraktion« gehörende Hydrologe Dietrich Borchardt sagte im Frühsommer dieses Jahres in der ZDF-Sendung »Markus Lanz«, dass es 1,5 Jahre ununterbrochen regnen müsse, damit die Defizite der vergangenen Jahre wieder ausgeglichen seien. Das Wasser, das bisher so verlässlich aus unseren Leitungen kommt, habe – wenn es von den Wasserwerken zum Beispiel in 100 Meter Tiefe gefördert wird – etwa 100 Jahre gebraucht, um sich dort zu bilden. Wenn jetzt nur noch wenig nachkomme, werde das in einigen Jahrzehnten zum Problem, so der Professor der TU Dresden. Borchert machte deutlich, dass eine solche lange andauernde Trockenperiode wie gegenwärtig in den vergangenen 2.000 Jahren in Mitteleuropa nicht vorgekommen sei. Bei der derzeit fehlenden Bodenfeuchte, die für schlechte Ernten sorge, gehe es um die oberen zwei Meter, erklärte er in der Talksendung. Diese würden eher durch jährliche Niederschläge aufgefüllt. Aber selbst wenn nach Regenfällen die oberen dreißig Zentimeter des Bodens feucht seien, bliebe es darunter »trocken wie in der Steppe«. Ernst zu nehmende Prognosen gehen davon aus, dass möglicherweise bereits in den kommenden dreißig Jahren 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland künstlich bewässert werden müssen. Gegenwärtig ist das kaum der Fall. Die große Frage wird sein, ob genug Wasser für die Landwirtschaft und die Trinkwassernutzung da ist. Kerstin Meinhardt Quelle: Statistisches Bundesamt Grundwasser 62,4 % Angereichertes Grundwasser 7,0 % Quellwasser 8,1 % Flusswasser 1,2 % See- und Talsperrenwasser 12,6 % Uferfiltrat 8,6 % Wassergewinnung in Deutschland nach Wasserarten im Jahr 2019 Wasser Kommt die Klimakrise zu uns als Wasserkrise?
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