Franziskaner Mission 1 | 2020

Populistische Bildungspolitik Negative Auswirkungen auf Familienlandwirtschaftsschulen Alle Errungenschaften seitens der Schulen waren geprägt von viel Mühen, um grundlegende Bildungsrechte zu garantieren. Heute ist es eher noch schwieriger geworden mit der aktuellen Regierung, die gegen Basisbewegungen ist. Und das betrifft auch uns. Leistungsthermometer Unsere Schule ist eine Art Thermometer für die pädagogische Lage aller Familien- landwirtschaftsschulen und sogar der öffentlichen Hauptschulen im Bundes- staat Maranhão. Anfang Januar 2020 gab es wieder ein Auswahlverfahren vor der Einschreibung neuer Schülerinnen und Schüler in unserer weiterführenden Landwirtschaftsschule. Wir haben fest- stellen müssen, dass von der Mehrzahl der jungen Kandidaten aus öffentlichen Schulen nicht einmal 20 von 65 Aufga- ben der Aufnahmeprüfung mit Erfolg gelöst werden konnten. Dabei handelt es sich um Grundthematiken aus dem fünften bis neunten Schuljahr. Das zeigt doch, wie schwach das Lernniveau der jungen Menschen ist. Grund dafür ist vor allem das Fehlen einer guten Wirtschafts- und Bildungspolitik – vor allem im brasilia- nischen Nordosten. Die heutige Lage in den öffentlichen Schulen ist traurig: Es fehlt an Schulmaterial, Schulspeisung – ja sogar an Lehrkräften. Die aktuelle Bundesregierung verstrickt sich in Widersprüche: Auf der einen Seite streicht sie finanzielle Mittel für Bildung, auf der anderen Seite möchte sie Einfluss auf die pädagogi- sche Richtung nehmen, vor allem in den Bereichen Philosophie und Soziolo- gie. Diese Unterrichtsfächer würden die Jugend entfremden. Ist denn Schulung im Denken Entfremdung? Büchermüll Ende 2019 habe ich in öffentlichen Schulen der Nachbarkreise um Lehr- bücher gebeten, die vom Staat bereits bezahlt waren und irgendwo lagerten. Mein Plan war es, die Bücher an unsere Lernenden aus sehr armen Familienver- hältnissen zu verteilen. Leider wurde meine Bitte mit der Begründung abge- lehnt, die Inhalte dieses didaktischen Materials seien überholt. Im Januar 2020 brachte der Fern- sehsender »Globo« in einer Reportage unter anderem die Information, dass das Ministerium für Bildung und Kultur die Möglichkeit sondiert, 2,9 Millionen didaktische Bücher, die zwischen 2005 und 2019 mit öffentlichen Geldern finanziert wurden, einzustampfen – Material in einem Gesamtwert von 20 Millionen Real (mehr als vier Millio- nen Euro). Warum werden diese Bücher Ein weiteres Jahr hat begonnen und damit die Herausforderung, die Unterrichtsqualität in der Familienlandwirtschaftsschule Manoel Monteiro aufrecht zu erhalten. Es ist weitgehend bekannt, dass das Verhältnis zwischen brasilianischem Staat und den Landwirtschaftsschulen immer schwierig war. TEXT UND FOTOS: Vanderval Spadetti 22

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