Franziskaner Mission 2 | 2020

verschwenderischen Wassermissbrauch darstellt, frage ich mich oft: Verändern wir denn unser Verhalten überhaupt – auch in den eigenen Reihen der Brüder des Heiligen? Wie peinlich wird da die Abwälzung von Verantwortung, die wir Vorbilder zu tragen hätten, auf die Jugend, die deutlich in eine schon offen verwundete Zukunft blicken muss! Natürlich zeigt ein Blick in die Leitlinien der Schule mit ihren prägnan- ten, stets neu gefassten Zielformulierun- gen, dass wir hier den richtigen Ansatz haben und ein tieferes Verständnis vermittelt werden kann. Eine besondere Gelegenheit dazu sind die jährlich um das Fest des Heiligen von Assisi stattfin- denden gesamtschulischen Franziskusta- ge, bei denen es immer wieder kognitiv und praktisch um Bewusstseins- und Verantwortungsbildung geht, zum Bei- spiel bei der Förderung unserer Projekt- partnerschaften in Äthiopien, Bolivien und Brasilien. Bewusstseinsbildung Schauen wir vom Franziskanergymna- sium in Deutschland einmal hinüber zu unserer Partnerschule in Brasilien, der Familienlandwirtschaftsschule Manoel Monteiro, so sehen wir schnell, wel- che Gemeinsamkeiten im Denken und Handeln erkennbar sind. Ich konnte in den vergangenen Jahren einmal alleine und zweimal sogar mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern hautnah erleben, dass und wie dort der Umgang mit »Schwester Wasser« ein Grund- thema des Alltags ist. Allein der Kampf mit den Unbilden der Witterung angesichts Der Autor Bernardin Marker ist Franziskaner und Lehrer am Franziskaner- gymnasium Kreuzburg in Großkrotzenburg. der Wasserfluten der Regenzeit und der Dürren der Trockenzeit ist alle Jahre aufs Neue zu bestehen. Sodann die Mühe um die Sauberkeit des Trinkwassers unter Verwendung von Mikrobenfiltern. Aber auch die Nachrichten von Staudamm- bauten und -brüchen, welche das Leben von Menschen extrem behindern: zum einen bei den Indigenen in den Regionen des Amazonas durch den Entzug des Flusswassers und zum anderen bei den Minenarbeitern in den Bergbauregionen durch Verseuchung des Flusswassers. Vor Ort, im Hinterland des Flusses Mearim im Bundesstaat Maranhão, ist die Sensibilität der Familien für die Qualität des Was- sers beim Eigenbedarf, aber auch beim Nutzbedarf groß. Die Lernenden an der Manoel-Monteiro-Schule kennen sich bestens aus: Traditionelle Wasserfilter sind fast überall Standard, gegrabene oder gebohrte Brunnen kennt jeder und der Bau von Zisternen für die Regenwasser- speicherung wird stark vorangetrieben. Unsere pädagogische Arbeit hier wie dort soll und muss auch helfen, sich des Grundrechts auf Wasser stets bewusst zu bleiben. Der Kampf um das Lebens- elixier hat längst begonnen und manch einer spricht schon von künftigen Kriegen um Wasser. Die Erfahrung von ungestill- tem Durst darf es nicht geben. Durst ist immer zu stillen. Verdursten darf niemals geschehen. tet und wir dies schon überall spüren – auch in Deutschland? Wir erkennen leicht die Notwen- digkeit einer wirksamen Bildung des menschlichen Gespürs und Gewissens für den nachhaltigen Erhalt und Schutz dieser unverzichtbaren, lebensnotwen- digen Ressource Wasser. Wo die Sensibi- lität geschärft und wachgehalten wird, ist Zukunft gesichert. Dabei ertappe ich mich selber oft genug bei insensibler Nachlässigkeit, vielleicht in Erinnerung an den Satz des Fachmanns vor Jahren, der ja vielleicht doch noch gilt? Und wenn ich bedenke, wie leichtfertig und unbeschwert ich das gewärmte Wasser nutze, das ja nur auf Grund seiner extremen spezifischen Energiekapazität so günstig zu erhitzen ist, andererseits aber tatsächlich große Energiemengen verlangt und diese dabei meistens sogar entwertet werden ... Achtsamkeit Wo lassen sich theoretische und praxisnahe Konzepte mehr vermitteln, anwenden und verwirklichen als in Erziehungseinrichtungen, Schulen und Bildungsstätten? Da wo mit spürba- rer Leidenschaft die Erzieher, Lehrer und Ausbilder in Gemeinschaft mit den Schülern und Auszubildenden zu wechselseitig wirksamem Vermitteln von Achtsamkeit, Respekt und Schöp- fungsbewusstsein anleiten? Ich gehöre zu denen, die sich diesen Beruf bewusst ausgesucht haben, und versuche, seit Jahrzehnten im Bereich der Naturwis- senschaften, Physik und Astronomie mein Bestes für die Vermittlung einer geschwisterlichen Schöpfungsspiritu- alität im Sinne des Franz von Assisi zu geben. Am Franziskanergymnasium Kreuzburg in Großkrotzenburg meine ich, wird viel über Nachhaltigkeit gesprochen, geschrieben und unterrich- tet. Es gibt sogar einen eigenständigen Interessenkreis, der sich mit Aktionen dem Schutz der Ressourcen widmet. Aber dennoch habe ich den Eindruck, dass der Konsum des Wassers oft eine unreflektierte Selbstverständlichkeit ist und bleibt. Und wenn wir sogar unter Berufung auf Franz von Assisi darauf verweisen, dass der übermäßige Verzehr von Fleisch letztendlich einen Besuch von Schülern aus Brasilien, rechts Bernardin Marker 11

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