Franziskaner Mission 2 | 2020

Zu den Gemeinden, die er vertrat, gehörte auch die brasilianische Kleinstadt Brumadinho nahe Belo Horizonte im Bundesstaat Minas Gerais. Dort verursachte fahrlässiges Management und man- gelnde Aufsicht im Januar 2019 einen Dammbruch, bei dem 272 Menschen ums Leben kamen und ein giftiger Schlammstrom freigesetzt wurde, der das Einzugsgebiet des größten grundwasserführenden Flusses São Francisco kontaminierte. Die Opfer hatten bisher Schwierigkeiten, vom zuständigen Un- ternehmen eine Entschädigung zu erhalten; und die Regierung weigerte sich, sinnvolle Maßnahmen zur Verhinderung ähnlicher Katastrophen zu ergreifen. Bergbauverbot in El Salvador Dass die Bemühungen der Franziskaner Früchte tragen können, zeigt ein Beispiel aus El Salvador in Zentralamerika: Dort hatten konventionelle Landwirtschaft und ein unkontrollierter Bergbau über 90 Prozent des Oberflächenwassers mit giftigen Chemikalien, Schwermetallen und Abfällen belastet. Ferner führte die Veränderung des Bodens dazu, dass ein Großteil der natürlichen Nieder- schläge weggespült wurde. Deshalb könnte nach einer Studie dem Land in 80 Jahren das Trinkwasser fehlen. Der Wendepunkt kam, als ein multinationales Bergbauunternehmen versuchte, die Regierung zu einer Entschädigung in Millionenhöhe zu zwingen, nachdem ihm die Erlaubnis verweigert worden war, wegen zu erwartender Umweltbelastungen nach Gold zu graben. Öffentliche Proteste, von ständigen Bemühungen der Franziskanischen Familie und der katholischen Kirche unterstützt, drängten den Gesetzgeber im Jahr 2017, den Bergbau vollständig zu verbieten. Mit dieser erfolgreichen Aktion hat El Salvador Geschichte geschrieben! Da der Zugang zu Wasser ein globales Problem ist, sind die positiven und negativen Erfahrungen der Franziskaner nicht auf nationaler Ebene beschränkt. Die Anerkennung von Wasser als Menschenrecht durch die Generalversammlung bestätigt die Wichtigkeit dieses Elements für unser Leben und verpflichtet die Regierungen, allen Men- schen innerhalb ihrer Länder Zugang zu Wasser zu ermöglichen. Die Franziskaner tragen bei den Vereinten Nationen dazu bei, dass sich ihre gewon- nenen Erkenntnisse in der globalen Politik wider- spiegeln. Umweltbewusstsein Kurz nach der Erklärung der Generalversammlung veröffentlichte »Franciscans International (FI)« einen praktischen Leitfaden, mit dem glaubensba- sierte Organisationen und Basisgruppen geholfen werden soll, Herausforderungen durch Armut und Mangel an Wasserzugang auf nationaler wie inter- nationaler Ebene zu bewältigen. Ferner trugen die Erfahrungen von FI zur Entwicklung von Leitlinien durch Menschenrechtsexperten für nationale und lokale Behörden bei. Somit machen Franziskaner die Vereinten Nationen weiterhin privat wie öffentlich auf Verstöße gegen das Wasserrecht in Gemeinden aufmerksam. Nachdem Franziskus seinen Sonnengesang vor 800 Jahren gedichtet hat, machen seine Nach- folger heute zwar verschiedene, aber auch ähnliche Erfahrungen. Nach seinem Beispiel sprechen sie ver- antwortliche Politiker der Länder an und vermitteln seine Botschaft mit neuem Nachdruck. Franziska- nerbruder Rodrigo ist überzeugt: »Wir Franziskaner leisten in diesem Bereich einen einzigartigen Beitrag zur internationalen Diskussion, da die Spiritualität der Heiligen aus Assisi – Franziskus und Klara – uns lehrt, im Einklang mit der Schöpfung zu leben und zu wirken.« Der Autor Thomas Kleinveld ist Referent für Öffentlichkeits- arbeit bei »Franciscans International« in Genf in der Schweiz. Übersetzung aus dem Englischen: Heinrich Gockel ofm »Franciscans International« mit lokalen Partnern in El Salvador fordern das Recht auf sauberes Wasser und Land ein. 15

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