Franziskaner Mission 2 | 2020

Thema dieses Hungertuchs von »Misereor« aus dem Jahr 1984 ist Leben – Wasser und Licht . Der indische Künstler Jyoti Sahi verbindet mit den Motiven des Kunstwerks die konkrete Realität seiner Heimat. Er malt im linken unteren Bildteil vor allem die Armen und Verstoßenen, die Kastenlosen. Dann sehen wir Lazarus links oben vor dem Grab, im Zentrum seine Schwester Maria und Christus als Licht von oben sowie als lebendiges Wasser für die, die nach Gerechtigkeit dürsten. Mose berührt mit einem Stab die Quelle allen Lebens. Rechts unten begegnet uns die Samaritanerin, mit der sich Jesus am Brunnen getroffen hatte. All diese biblischen Elemente sind für den Künstler Hinweise auf eine hinter allem stehende Wirklichkeit der lebensspendenden und lebens- erhaltenden Existenz Gottes. Der alte Adam unten ist verwandelt in den neuen Adam – Christus. Und unten ganz rechts, aus dem Wassergefäß, blühen Lotos- blumen, Symbol der indischen Christen für Jesu und unsere Auferstehung. TEXT ZUR MITTELSEITE Die Autorin Rosangela Pezoti lebt in der brasilianischen Metropole São Paulo und ist für den Franziskanischen Solidaritätsdienst SEFRAS als Supervisorin tätig. Übersetzung aus dem Portugiesischen: Augustinus Diekmann ofm In Campos Elíseos leben die meisten Menschen in ärmlichen Häusern. Die Familien sind oft sehr groß und in den Häusern gibt es vielfach keinen Wasserzugang. Wasser muss gekauft werden oder es werden Brunnen in den Hinterhöfen gegraben, die aber nicht immer Trinkwasser liefern. Die durch die Nutzung von unbehandeltem Wasser verursachte Krankheitsrate ist be- sonders bei Kindern hoch. Sie wird durch den Mangel an Gesundheitsdiensten vor Ort noch verschlimmert. Diese Realität in Duque de Caxias findet man in ganz Brasilien: Daten des brasilianischen Instituts für Geographie und Statistik von 2018 zeigten, dass 24 Millionen Haushalte im Land keinen Zugang zu Leitungswasser oder aufbereitetem Wasser haben. Eine Tatsache, die mitten in der Pandemie des neuen Coronavirus ihre ganze Problematik zeigt: Wenn grundlegende Hygienemaßnahmen wie Händewaschen aufgrund von Wassermangel nicht möglich sind, können Infektionen nicht verhindert oder kontrolliert werden. Papst Franziskus weist in der Enzyklika »Laudato si’« darauf hin, dass »der Zugang zu sicherem Trinkwasser ein grundlegendes, fundamentales und allgemeines Menschenrecht [ist], weil es für das Überleben der Menschen ausschlaggebend und daher die Bedingung für die Ausübung der anderen Menschenrechte ist. Diese Welt lädt eine schwere soziale Schuld gegen- über den Armen auf sich, die keinen Zugang zum Trinkwasser haben, denn das bedeutet, ihnen das Recht auf Leben zu verweigern, das in ihrer unveräußerlichen Würde verankert ist.« (30) Und dieses Recht wird in einer Zeit der sozialen und gesundheitlichen Krise vielen Menschen verweigert – obwohl die Anstrengungen für einen Zugang zu Trinkwasser verdoppelt werden sollten, damit jeder in der Lage ist, eine Infektion inmitten der Corona-Pandemie zu verhindern. Die Ansteckung mit Covid-19 schreitet gerade in den Randgebieten der Städte voran und fordert Leben, die verschont bleiben könnten, wenn der Zugang zu Wasser zusammen mit anderen Präventions- und Pflegemaßnahmen für die Bevölkerung gewährleistet wäre. MISEREOR-Hungertuch aus Indien »Leben – Wasser und Licht« von Jyoti Sahi © MVG Medienproduktion, 1984

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