Franziskaner Mission 3 | 2020

Die Jünger Jesu im Sturm, das Boot droht zu ken- tern. »Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief.« Mit den Jüngern rufen wir: »›Meister, kümmert es Dich nicht, dass wir zu Grunde gehen?‹ Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: ›Schweig, sei still!‹ Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: ›Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?‹« (Mk 4, 38-40) Just an diesem Tag, am 27. März, starben in Italien 919  2 Menschen. Vor dem kolossalen Panorama des vereinsamten Petersplatzes spiegelte sich im strömenden Regen eine Welt, die vor der Corona-Pandemie in die Knie geht: »Gehe ich aufs Feld hinaus – siehe da, vom Schwert Erschlagene! Komme ich in die Stadt hinein – siehe da, vor Hunger Verschmachtete! Ja, auch ihre Propheten und Priester ziehen im Land umher und wissen nicht weiter.« (Jeremia 14,18) Am Fernseher verfolgte unsere Gemein- schaft in Teresina (im brasilianischen Bundesland Piauí) die erschütternden Bilder der steigenden Todesfälle und wie in Bergamo das Militär des Nachts die Toten abtransportierte. Die Pandemie des Coronavirus (COVID- 19) erreichte Lateinamerika später als andere Kontinente. 3 Am 26. Februar gab es den ersten Fall in São Paulo und am 17. März den ersten Todesfall. Per Flugzeug kam das Virus nach Brasilien und per Flugzeug zog das Virus weiter, ausgehend besonders von den beiden Hotspots Rio de Janeiro und São Paulo. Am 30. April sah die brasilianische Landkarte so aus: Piauí hatte »erst« 600 Infi- zierte und 24 Tote. Am 3. August gab Piauí 53.224 Infizierte an und 1.401 Todesfälle. 4 Die benachbar- ten Bundesländer: Maranhão: 122.482 Infizierte und 3.069 Tote, Ceará: 176.961 Infizierte und 7.752 Tote. In unserem Bundesland Piauí haben der Gouverneur und auch der Bürgermeister recht früh- zeitig gemeinsam entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unternommen. Geschäfte, Schulen, Kirchen und Universitäten wurden konse- quent geschlossen, nur die essenziell notwendigen Bereich blieben geöffnet: Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Tankstellen. Es gibt die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und den Rat: »Fique em casa« – »Bleib zu Hause«. Das gilt vor allem für die Genera- tion ab 60. Doch »ungefähr 13 Millionen Brasilianer leben in Favelas, oft eingepfercht, es sind zu viele für zu wenig Raum, es gibt auch kaum Zugang zu sau- berem Wasser. Abstand, Quarantäne und Hygiene- empfehlungen sind fast unmöglich. Trotzdem haben sich viele Favelas organisiert, um Maßnahmen so gut wie möglich wahrzunehmen. Brasilien besitzt einen großen informellen Beschäftigungssektor mit vielen Einnahmequellen, den es nun nicht mehr gibt. TEXT: Klaus Finkam ofm | FOTO: picture alliance/dpa – Fernando Souza Wir erinnern uns, 27. März 2020: eine Gestalt in Weiß. Mühsam erklimmt der Papst die Stufen des Petersdoms, der Weg fällt ihm schwer. Er selbst gehört zur Corona-Risikogruppe – in Italien. Das Echo der Stille nimmt jeden von uns in den Bann, die wir in privater Quarantäne die Welt neu wahrnehmen. Im Regen von Rom wendet sich der Papst an die Welt und spricht in einen menschenleeren Raum. 1 Über Risiken und Nebenwirkungen Ein Franziskanerarzt in Nordostbrasilien 10

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