Franziskaner Mission 3 | 2020

Mut zu neuen Bildungswegen »Plan B« von der Frei-Alberto-Schule in São Luís, Brasilien In den letzten Monaten haben sich Tausende von Menschen in Brasilien mit COVID-19 infiziert. Viele von ihnen sind weiterhin gezwungen, ihre Aktivitäten einzustellen, um die Übertragung des Virus zu verhindern. »Zu Hause bleiben« ist zu einem nationalen (und internationalen) Motto für verschiedenste Bereichen geworden, einschließlich Bildung. Vom 17. März bis 3. August mussten die Schulen im Bundesstaat Maranhão den Präsenzunterricht unterbrechen. Beim Nachdenken über die Heraus- forderungen, die wir in einem solch historischen Moment erleben, spielt die soziokulturelle Funktion der Schule eine wesentliche Rolle: den Lernenden soll geholfen werden, ihre Lebensrealität zu verstehen, sich darin zu positionie- ren, sie zu interpretieren und zu ihrer positiven Veränderung beizutragen. Wir teilen die Meinung der brasilianischen Pädagogin Zaíra Leite Ramos, dass Schule für die Entwicklung selbstbe- wusster Bürgerinnen und Bürger von grundlegender Bedeutung ist und kein junger Mensch von der Schulbildung ausgeschlossen werden darf. Basierend auf dieser Prämisse haben wir in der Frei- Alberto-Schule in den vergangenen Mo- naten unser Bestes getan, notwendige und sichere Bedingungen zu schaffen, um die Bildung unserer Schülerschaft während dieser weltweiten Pandemie weiter zu garantieren. Schule der Zukunft Kurz nach der Einstellung des Präsenz- unterrichts im März schickten wir die Kinder nach Hause – nicht in die Ferien, aber in eine unbestimmte Zeit neuer Formen von Unterricht. Die Schulleitung setzte sich daraufhin mit dem gesamten pädagogischen Team zusammen. Wir suchten nach neuen Strategien, um den Lehr- und Lernprozess unserer Schülerin- nen und Schüler in dieser Zeit auf neuen Wegen fortsetzen zu können. Im April, während des »Lock- down«, verfügte die Schule einige freie Tage, um Familien und Lehrern Zeit zu geben, sich auf die Organisation von Online-Klassen vorzubereiten. Im Mai mussten Familien, Lernende und Leh- rende mit der Einführung des Fernun- terrichts eine neue Art des Unterrichts erleben. Dabei war die Bereitstellung der nötigen Informations- und Kommu- nikationstechnologie eine sehr große Herausforderung. Die Schule der Zukunft muss die Kinder auf eine neue Realität vorbereiten, in der die Hauptsäule die kreative Zusammen- arbeit sein wird, sodass Informationen effektiv in Wissen umgewandelt werden. Dabei müssen zunächst die Lehrkräfte TEXT UND FOTOS: Zacarias Nunes Lopes ofm ihren Widerstand gegen neue Techno- logien überwinden, den Nutzen dieser neuen Ressourcen verstehen und lernen, mit diesen Werkzeugen zu arbeiten. Unsere Schule war sich der Einschrän- kungen bewusst, die das Kollegium und die Familien unserer Schulkinder mit sich brachten, und versuchte, alle in diesen neuen Bildungsprozess einzubeziehen. Wir bemühten uns um Kommunikations- partnerschaften und mobilisierten ein Technikteam. Damit sollten die Nutzung und der Umgang mit den verfügbaren technischen Geräten erleichtert werden. Videokonferenzen wurden abgehalten, um die offenen Fragen der Lehrkräfte zu beantworten und eine Weiterbildung zum Online-Unterricht anzubieten. Die Familien der Schüler er- hielten Unterrichtsvideos und illustrative Anleitungen, um sich mit dem digitalen Lernen vertraut zu machen. Nicht alle Familien verfügen über die finanziellen Mittel, sich Smartphones, Tablets oder Computer sowie einen nötigen Internetzugang anschaffen zu können. Deshalb erstellte unser päda- gogisches Team ein Schulpaket, in dem Familien gedrucktes Material mit allen Inhalten des Online-Unterrichts zur Verfügung gestellt wurde. Die Familien erhielten das Material zu Beginn einer neuen Woche, lieferten die Lehrpapie- re der Vorwoche zur Korrektur ab und erhielten die Unterrichtsblätter für die folgende Woche. Ermutigende Erfahrungen Der brasilianische Philosoph und Pädagoge Demerval Saviani sagt: »Wir befinden uns in einer neuen historischen Ära, einer neuen globalen Ordnung, in Digitales Lehren mit vorhandenen Mitteln 20