Franziskaner Mission 3 | 2020

Die Pandemie hat unser Miteinander im Alltag dazu gedrängt, denen sehr nahe zu sein, die mit uns im Haus leben. Und gleichzeitig hat sie uns die Distanz zu denen spüren lassen, die nicht in der Nähe leben und die wir nicht besuchen konnten. Das Kostbarste, das wir hier auf unserer Missionsstation erleben und was uns jetzt fehlt, sind die guten Kontakte und Beziehungen. Meine Frau Marta und ich sehen unseren missionarischen Auftrag nicht in erster Linie als humani- täre Hilfe, sondern darin, einen Teil un- seres Lebens mit den Menschen, denen wir begegnen, zu teilen, und ihnen etwas zu geben. Aber gleichzeitig möch- ten wir auch von ihnen etwas empfan- gen. Oft bekommen wir viel mehr, als Die Corona-Krise hat auch Uganda in Ostafrika und die dortige Franziskanerpfarrei Rushooka stark herausgefordert. In unserem Waisenhaus haben Kinder, Jugendliche und wir als Laienmissionare erlebt, dass es manchmal schwierig war, einträchtig miteinander umzugehen. wir geben. Der eingetretene Stillstand entfernte uns etwas von unserem Ideal, da es nur eingeschränkt möglich war, uns selbst zu geben und das Geschenk der anderen zu empfangen. Wahrscheinlich haben alle wäh- rend dieser Monate Ähnliches erlebt: Wir leben unser Leben, haben unsere eigenen Gedanken und persönlichen Bedürfnisse. Jetzt ist es aber möglich, uns daran zu erinnern, wie wertvoll gute Beziehungen sind. In Zukunft werden wir versuchen, uns aufrichtiger und in- tensiver zu begegnen, sobald das wieder möglich ist. Missionarische Familie Marta und ich sind seit 2012 als Missio­ nare in Rushooka tätig. Als Eheleute und Eltern haben wir trotz vieler anderer Herausforderungen bisher noch nie eine derartige Situation erlebt. 2017 wurde unsere Anita ge- boren und Mitte 2018 kam der kleine George als Adoptivkind in unsere Familie. Als Ehepaar und Familie missio­ narisch tätig zu sein, ist nicht immer einfach: Erstens, weil die Familie, die im engen Kontakt mit den Dorfbewohnern lebt, viel an Raum und Zeit aufgibt, die sie normalerweise für sich haben sollte. Und zweitens leben wir in einem Land, in dem jährlich mehr als 10.000 Men- schen an Malaria sterben und gefährli- che Krankheiten wie das Ebolavirus und Typhus immer noch existieren. Mit der neuen Epidemie kam die zusätzliche Sorge wegen eines Virus hinzu, das keiner kannte: Wir fühlten uns verantwortlich für unsere eigenen Kinder und die Kinder unserer Einrichtung. Ohne Zweifel hat uns der Glaube in die- sen Monaten unterstützt. Er hat uns Mut und Gelassenheit geschenkt, unserer Arbeit weiter nachzugehen. Aktuelle Lage Was die Bevölkerung in Uganda betrifft, so scheint die Situation nicht so drama- tisch zu sein wie die in manchen europäi- schen Ländern – selbst wenn keine zuver- lässigen Informationen über die hiesige Lage veröffentlicht werden. Besonders während der ersten Wochen gab es skur- rile Maßnahmen, auch von Seiten der Re- gierung. So sollten zum Beispiel mögliche Ansteckungen in Autobussen verringert werden durch folgendes Verbot: »Nicht zu dritt auf einen Platz setzen!« In über- füllten Omnibussen ist es oft üblich, sich zu zweit einen Sitz zu teilen. Später, als alle öffentlichen Trans- portmittel verboten wurden, überlegte der Präsident Yoweri Museveni sogar die Möglichkeit, allen Einwohnern – mehr als 40 Millionen Menschen – ein Fahrrad zur Verfügung zu stellen. Und nachdem alle Schulen schließen mussten, ver- sprach er jedem Dorf einen Fernseher, um Schulprogramme ausstrahlen zu können. Dabei hatte er nicht daran ge- dacht, dass die meisten Dörfer nicht ans Stromnetz angeschlossen sind. Man darf nicht vergessen: Im Februar 2021 sind Präsidentschaftswahlen und die landes- weite Ausgangssperre hindert effektiv die Opposition in ihrem Wahlkampf. Trotz der noch bestehenden restriktiven Maßnahmen mussten viele Menschen angesichts konkreter Not- wendigkeiten ihre beruflichen Aktivitäten teilweise wieder aufnehmen. Bis heute wird vermutet, dass die Regierung nicht beabsichtigt, die Einschränkungen bald wieder zu lockern. Unsere Projekte Die Situation unserer Projekte hat sich in den letzten fünf Monaten verschlechtert. Unsere Sorge gilt den Geringsten der ugandischen Gesellschaft: Kindern mit TEXT: Giorgio Scarpioni | FOTOS: Emanuela Colombo; Michela Benaglia Marta Scarpioni bei ihrer Arbeit vor dem Pandemieausbruch Leben teilen Missionarischer Auftrag in Uganda

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